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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 5)

Zur Prüfung der Echtheit benutzte er ein einfaches Mittel. Bei den modernen Fäl- 
schungen ist die Patina eine künstlich aufgetragene Schicht, die zwar Soda, aber nicht dem 
ätzenden Ammoniak standhält, vielmehr bei energischem Bürsten das blanke Metall hervor- 
treten läßt. Bei alten Bronzen ist dagegen die Patina mit dem Metall eine innige, unlösbare 
Verbindung eingegangen. N 
Ein Bronzebecher mit runder Fingeröse und Daumenplatte sowie ein kleines Kult- 
gefäß auf Fuß mit spitzem, bergförmigem Deckel in durchbrochener und relieüerter Arbeit 
entstammen einem Grab, in dem gleichzeitig Münzen der Hau-Periode (220 vor bis 220 
nach Christi) gefunden wurden. Diese somit datierten Originalarbeiten weisen helle- 
nistische, chinesisch ausgestaltete Formen und Verzierungen auf. Der Becher ist in dem 
für diese Zeit charakteristischen dünnwandigen Guß ausgeführt, der in späteren Zeiten 
nur selten gleichwertig zu finden ist. 
Der ältesten Zeit - vielleicht zum Teil vor der Han-Periode - gehören eine 
Reihe von Kultgefäßen der Sammlung an, die in ihren wuchtigen Formen, den gut ge- 
zeichneten, aber nicht vordringlichen Ornamenten und der technischen Ausführung 
Zeugnis von der Vollendung des chinesischen Bronzegusses in der Zeit um Christi geben. 
Ob die Stücke Jahrhunderte vor oder nach Christi hergestellt sind, können wir heute 
noch nicht mit Bestimmtheit sagen, da die alten Formen auch mit Inschriften nach- 
gegossen wurden; aber daß sie der vorbuddhistischen Zeit angehören, ist sicher. Wir 
finden die runden, offenen Kessel mit aufrecht auf dem Rand stehendem Henkel auf drei 
Füßen für Fleischopfer, die kleinen runden Gefäße auf Randfuß mit seitlichen Handgrilfen 
für die Kornopfer und die schlanken, oben am Rande trompetenartig ausgebuchteten Vasen 
für die Blutopfer. 
Die Verzierungen sind bei den ältesten Gefäßen verständnisvoll und sauber, aber stets 
hinter der Wirkung der Gesamtform zurücktretend, ausgeführt. Im Vergleich lernen wir 
auf späteren Stücken der Ausstellung die geistlose Verllachung in der Zeichnung und vor 
allem die schärfere, in erhöhtem Relief aufdringliche Ornamentik kennen. In dem Neben- 
einander ähnlicher Gefäße aus verschiedenen, um Jahrhunderte getrennten Epochen 
können wir hier, wie sonst noch nirgends in einem Museum, die Entwicklung der 
Formensprache studieren. Dabei ergeben sich viele Rätsel, deren Lösung erst allmählich 
durch Spezialforschungen möglich sein wird. 
Ganz besonders hervorzuheben ist ein Korngefaiß, dessen Bauch mit wagrechten Rillen 
und dessen Rand mit einer Borde aus eckigen Spiralen verziert ist. Die etwas restaurierten 
Henkel sind in Drachengestalt, der Randfuß mit antikisierendem Ornament steht auf 
drei kleinen Füßchen, und die wuchtige Form findet ihren Abschluß in einem Deckel, der 
abgenommen ein selbständiges, flaches Gefäß bildet. Dieses Stück weist eine rote und 
grüne Patina von ganz hervorragender Qualität auf. Bisher sind zwei gleiche Stücke 
bekannt geworden, das eine hat der Kaiser Kienlung x77: dem Confuciustempel zu Küfu 
in Shantung verehrt und das andere ist im Besitz des Kaisers von Japan. Ein kleineres, 
ebenfalls vortreffliches Korngefäß mit seitlichen Henkeln hat eine schmale Mäanderborte 
mit einem Tierkopf im Relief in der Mitte. Auf der japanischen Ausstellung von xgoö war 
ein sehr ähnliches Stück vorhanden. Ganz eigenartig und in keinem chinesischen Katalog 
abgebildet ist eine offene Schale auf acht nach außen gebogenen und durchbrochen 
gearbeiteten Füßen und einem bauchigen, mit verschnörkelten Schlangen in Relief 
verzierten Körper. Auf dem Boden ist eine Marke angebracht. 
Von den Dreifüßen sind mehrere zu beachten. Besonders reizvoll in Form, Patina 
und edler Mäanderverzierung erscheint mir eine kleine, leider etwas zerbrochene Bronze. 
Ein größerer Kessel auf drei blasenförmigen Füßen sowie hohe, schlanke Blutgefäße sind 
ebenfalls in selten schöner Qualität vorhanden. Eine viereckige und eine ovale flache Schale 
sind auch auf demBoden außen mit Reliefmustern überzogen und wirken sehr eigenartig. Ich 
kann nur einzelne Arbeiten hervorheben, aber selbst die in der reichen Ausstellung zurück- 
tretenden Stücke würden in einem Museum Zierstücke bilden.
	        
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