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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 5)

gewesen, die den Bedrängern des Stiftes durch die große Entfernung ent- 
rückt waren, so hätte das Stift diese unheilvollen Zeiten kaum zu überdauern 
vermocht. 
Am I7. Februar 1817 konnte endlich wieder die Wahl eines Propstes 
vorgenommen werden. Der jetzige Propst und lateranensische Abt Konrad III., 
Meindl, gewählt am 29. Mai 1900, ist der siebenundsechzigste Propst des 
Stiftes Reichersberg, wenn der um das Wohl des Klosters hochverdiente 
Administrator, Ortolf von Teuffenbach, Bischof von Passau (1326-1329 und 
1335-1346), wie dies gebräuchlich ist, als Propst mitgezählt wird. 
Das Wappen des Stiftes Reichersberg zeigt im gespaltenen Schilde 
zwei Adlerfiügel, nicht Reiherflügel, wie die am Ort übliche Blasonnierung 
lautet, weil spezielle Reiherfiügel die heraldische Terminologie nicht kennt. 
Die Wahl dieses Wappenbildes, das von den längst ausgestorbenen Grafen 
von Plain oder Playen einst geführt worden war, basiert auf der im XV. Jahr- 
hundert aufgegriffenen falschen Annahme, Wernher sei ein Graf von Plain 
gewesen. Der Stifter entstammte aber sicherlich keinem Grafengeschlechte, 
denn sein Name erscheint in dem Stiftsbriefe, der im Chronikon Reichers- 
bergense des Chorherm Magnus (1- 1193) erwähnt wird, unter den Zeugen 
hinter den Grafen angeführt, war also dem niederen Adel angehörig. Seit 
der Mitte des XV. Jahrhunderts wird aber trotzdem vom Stifte das Wappen- 
bild der Grafen von Plain als Stiftswappen benutzt, ein ähnlicher Fall wie 
bei dem später zu besprechenden Benediktinerstifte Michaelbeurn, das sich 
ebenfalls das Wappen der Plain als das seiner vermeintlichen Gründer bei- 
gelegt hatte, wenngleich die Grafen von Plain mit dieser Gründung nie etwas 
zu tun gehabt hatten. Vom Stifte Michaelbeurn werden die Flügel silbern 
im ebenfalls von Rot und Blau gespaltenen Schilde geführt, eine Ähnlichkeit 
der beiden Stiftswappen, die schon zu vielen Irrungen Veranlassung gegeben 
hat?" In den Siegeln der Grafen von Plain ist eine Spaltung des Schildfeldes 
nicht bemerkbar, ebensowenig kennt man die 
Tinkturen des alten Wappens, die erst viel spä- 
ter angenommen worden sind, um das Wappen 
auch farbig in Verwendung nehmen zu können. 
Als Stiftsfarben sind Rot-Blau zu betrachten, 
die Farben der beiden Felder im gespaltenen 
Schilde des Wappens von Reichersberg. 
2. PRÄMONSTRATENSER. 
SCHLÄGL. ' 
Wappen: Schild quergeteilt, belegt mit einem 
Herzschild, der in Gold die Gottesmutter mit 
dem Jesuskinde am Arme, aus Wolken wach- 
' In der Kirche zu Brornberg in Niederösterreich erscheinen 
zum Beispiel die Flügel in den mehrmals dort angebrachten Stifts- 
Abb. 4. Wappen von SanktFlorian unter wappen weiß gemalt, selbst im Stifte zu Reichersberg findet sich 
Propst Michael ll. Arneth, 1833 hie und da diese unrichtige Tingierung. 

	        
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