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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 6 und 7)

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DIE NIELLIERTE PAX. 
Die Sammlung bewahrt eine dünne silberne, niellierte Platte von 92 Milli- 
meter Höhe und 75 Millimeter Breite, die wahrscheinlich zu einer Pax be- 
stimmt war. Sie stellt eine Taufe Christi dar und ist wohl eine florentinische 
Arbeit aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts. Man hat sie Maso 
Finiguerra zuschreiben wollen, aber 
dazu ist sie vielleicht etwas zu jung. 
Außerdem kennen wir den Stil dieses 
Meisters noch viel zu wenig, um ihm 
aus stilistischen Gründen eine Zu- 
Schreibung zu machen, und eine 
äußere Beglaubigung fehlt. 
Von diesem Niello ist ein alter 
Abdruck in der Sammlung des 
Barons Edmund von Rothschild in 
Paris vorhanden. Kristeller hat ihn 
1897 nachgewiesen und Courboin 
190g veröffentlicht. In einer Klein- 
abbildung war er aber schon seit 
mehr als einem Menschenalter be- 
kannt. Das Figdorsche Niello da- 
gegen ist noch nicht veröffentlicht. 
Wir bringen es in Figur 54 in natür- 
licher Größe sowie ein zweites Mal, 
in fast doppelter Größe dem Abdruck F A , v _ _ 
_ _ igur 54. Nat. Gr. Nielhene Silberplane, Florennmsche 
gegenübergestellt, in den Figuren 55 Ami, (Sammlung Figdoü 
und 56 zur Ansch auung. Den Abdruck 
geben wir im Gegensinn, damit eine Vergleichung mit der Originalplatte be- 
quemer vorgenommen werden kann. Bei sorgfältigster Nachprüfung wird 
man finden, daß der Pariser Druck und die fiorentinische Pax bis in alle Einzel- 
heiten miteinander übereinstimmen. 
Eine solche Gegenüberstellung eines Silberniello und eines entsprechen- 
den Papierdrucks würde vor IOO Jahren das allergrößte Aufsehen gemacht 
haben, denn die bekannte Entdeckung Zanis vom Jahre 1797, die einen 
Widerhall fast ohnegleichen in der gelehrten Welt gefunden hat, bestand im 
Grunde genommen aus nichts anderem. Er hatte nämlich im Pariser Kupfer- 
stichkabinett einen Druck gefunden, der auf eine niellierte Silberpax im Bar- 
gello zu Florenz zurückging, und dadurch, so meinte man damals im An- 
schluß an Vasari, den Ursprung des Kupferstichs für Italien sichergestellt. 
Die „Erfindung" des Kupferstichs war durch diese Erwägungen, rund 
gesprochen, auf das Jahr 1450 festgelegt. Nach und nach stellten sich aber 
Zweifel ein, und um die Mitte des vorigen Jahrhunderts (1841) spricht es 
Rumohr zuerst deutlich aus, daß es deutsche Kupferstiche gibt, die älter sind. 

	        
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