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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 6 und 7)

KLEINOTER UND I-IEFTLEIN. 
Ich wähle mit Absicht die alten Ausdrücke zur Bezeichnung der An- 
hänger, die hier zu besprechen sind, weil unsere Fachliteratur von diesen 
Dingen eigentlich kaum mehr weiß als die Namen. Kein Zweig des Kunst- 
gewerbes entzieht sich so mimosenhaft der Forschung wie diese köstlichen, 
subtilen Goldemailarbeiten. Wohl sind Anhänger, Prunkketten, Krista1l- und 
Amethystschalen in emaillierter Goldfassung zu vielen Hunderten in unsern 
Sammlungen vorhanden; aber fast von keinem Stück wissen wir, wo es 
gemacht ist, und fast kein einziges trägt ein Provenienzzeichen oder eine 
entsprechende Inschrift. Freilich, wenn man solche Arbeiten im Ungarischen 
Nationalmuseum Endet, spricht man sie als siebenbürgisch an, sind sie in 
München, so sind es Mülichsche Werke und Endet man sie in Wien, so 
nennt man sie rudoliinische. Nun hat aber Siebenbürgen fast ausschließlich 
geringwertige Emails geliefert, Mülich war gar kein Goldschmied und die 
Blüte der rudoliinischen Kunst umfaßt nur einen kurzen Zeitraum. Außerdem 
ist es überhaupt sehr gewagt, bei solchen Kleinwerken den Aufbewahrungs- 
ort als maßgebend für die Anfertigung anzusehen. Wenn man im V. Jahr- 
hundert vor Christus große attische Vasen nach Binnenorten Etruriens ver- 
schicken konnte, wird es wohl im XVI. und XVII. Jahrhundert keine Schwie- 
rigkeit gewesen sein, ein Kleinod von Augsburg nach Brassö zu bringen. 
In diese Unkenntnis und Unsicherheit schlägt die Figdorsche Sammlung 
eine siegreiche Bresche. Von den fünf Goldemaillen, die wir hier veröffent- 
lichen, läßt sich die eine auf Jahr und Tag, auf Meister und Entwerfer zurück- 
führen, die übrigen zeigen wenigstens wichtige Zusammenhänge mit andern 
Kunstarbeiten und mit literarischen Erwähnungen. 
Das älteste der in Betracht kommenden Stücke bringen wir farbig auf 
Tafel I und schwarz hier in den Figuren 69 und 70 zur Anschauung. 
Auf der Rück- 
seite Öse und 
Dorn zum An- 
stecken, so- 
wie außerdem 
noch ein Rmg 
zum Anhän- 
gen. 
  
Figur Gg. Nax. Gr. Vs. Fxgur 7c. Nat. Gr. Rs. 
Gefunden in der Schloßruine von Konopniza bei Lublin (Sammlung Figdor) 
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