MAK

Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 6 und 7)

Das zweite hier zu besprechende Figdor-Stück ist das kleine Medaillen 
in Zellenschmelz, das wir farbig auf Tafel I und schwarz in den hier beige- 
setzten Figuren 8 bis I0 abbilden. 
 
Figur g. 
Nat. Gr. 
(Sammlung 
Figdor) 
Figur 8. Dreifache Gr. Vorderseite Figur 10- Dreifache GT- Rückgang 
  
Zellenschmelz ist eine Technik, die einerseits aus den Zelleinlagen, fran- 
zösisch orfevrerie cloisonnee, und andrerseits aus den frühesten Drahtemails 
hervorgegangen ist. Das Verfahren grenzt sich von jeder andern Emailart 
auf Gold dadurch ab, daß die Zellenwände nicht aus Drähten, sondern aus 
Stegen gebildet sind, und daß das Email so hoch eingefüllt wird, daß es nach 
dem Abschleifen eine ebene Fläche mit der Oberkante der Stege bildet. 
Dieses Glattschleifen ist charakteristisch für den Gesamteindruck des Zellen- 
schmelzes. Wir sehen denselben etwa im VI. nachchristlichen Jahrhundert 
auftreten, wo er, im Wetteifer mit den ebenfalls glatt geschlitfenen Flächen 
der Zelleinlagen, die vertiefte Einbettung des Emails zwischen Drähten ver- 
läßt und mit einer reicheren Palette wassereben und spiegelglatt her- 
vorbricht, um sieben Jahrhunderte hindurch den Geschmack zu beherr- 
schen und dann langsam, in zwei Jahrhunderten abzusterben. Obgleich 
zeitlich uns also näherliegend als Zelleinlage, ist diese Technik in unsern 
Denkmälerbeständen dennoch viel sparsamer vertreten. Wir können das 
begreifen. Zelleinlagen fallen in die Zeit der Totenbeigaben, Zellenschmelz 
in fortgeschrittene christliche Zeit, wo Totenbeigaben nicht mehr üblich 
waren; und das kalte Grab konserviert viel besser als das warme Leben. 
Wir besitzen daher viel mehr Zelleinlagen als Zellenschmelze, etwa eine 
Viertelmillion gegen eintausend; dabei rechnen wir die Pala in Venedig für 
200 und die Madonna von Chachuli für IO0. 
Gegenüber der riesengroßen Menge des bereits Zerstörten muß jedes 
einzelne Stück gezählt werden, obgleich wir trotz der beschränkten Denk- 
mälerzahl vom Zellenschmelz eigentlich mehr wissen als von den Zell- 
einlagen; wir können Byzantinisches, Georgisches, Italienisches, Deutsches 
voneinander unterscheiden und auf IOO Jahre genau datieren. 
Das Figdorsche Stück rnißt 1'5 Zentimeter im Durchmesser, gehört also 
zu den kleinsten iiguralen Rundmedaillons, die wir besitzen. Der Goldfein- 
gehalt ist mfmx, Dargestellt ist der heilige Paulus, und die Inschrift lautet:
	        
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