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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 8 und 9)

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Die deutsche Heide bildet einen Teilbestand 
der großen Gebiete gleichen geologischen 
Charakters, die, in den baltischen Provinzen 
beginnend, der Uferlinie der Ostsee mehr 
oder weniger parallel in mäßiger Breiten- 
ausdehnung folgen, in nördlicher Richtung 
sich nach Holstein und Jütland hinziehen, 
dann aber, westlich der Elbe ihre größte 
Flächenausdehnung entlang der Nordsee- 
küste und von da bis an den Fuß der süd- 
Ahb- 1- Wippe} derstßdßnl-üßßbßrz- "011- lichen Mittelgebirge, Weser und andere 
Schnitzerei an einer lnnentur des Rathauses  übersetzend, gewinnen, endlich 
noch weit bis in die Niederlande hineinragen. Im Charakter ist die Land- 
schaft vollständig verschieden von den großen Heideländereien Frankreichs, 
ebensosehr von den schottischen. Eigenartiger Zauber, Schönheit ganz 
besonderer Art ist über diese in ihrer herben Einfachheit erst spät gewür- 
digten, der zunehmenden Wald- und Wiesenkultur gegenüber in ihrer Origi- 
nalerscheinung immer weiter zurückweichenden Lande gebreitet. Vielfach 
wird mit einer bis beinahe ans Lächerliche grenzenden Sorgfalt der „Heimat- 
schutz" propagiert, um nicht rundweg jeden Erdenfieck den nivellierenden 
oder völlig umgestaltenden Tendenzen einer Zeit zu überliefern, die vor der 
Natur vorwiegend da große Achtung besitzt, wo sie sich nutzbringend diesem 
oder jenem Zwecke unterordnen läßt. Industrie und Technik kennenkein 
anderes Interesse. Um so mehr wäre es daher Aufgabe derjenigen, die den 
ausbeutenden Bestrebungen am rechten Ort einen Riegel vorzuschieben ver- 
suchen, da konservierend zu wirken, wo es sich um das Weiterexistieren 
naturwissenschaftlich bedeutsamer Erscheinungen handelt. Wo immer in 
erhöhtem Tone von den „Kulturaufgaben einer großen Nation" gesprochen 
wird, dürfte der Kostenaufwand für ein paar in ihrer vollen Eigenart zu 
konservierende Quadratstunden urwüchsigen Heidegeländes doch wohl keine 
Rolle spielen. Dazu ist freilich in einer Zeit, wo Staatsregierungen und 
Terrainspekulanten sich den Rang ablaufen, wenig Aussicht vorhanden. 
Derlei Dinge bringen ja kein Geld ein. Eher noch wird es für Kunsthandels- 
objekte, die auch von Spekulanten im Preise gesteigert werden, ausgegeben. 
Die Vereinigten Staaten haben ihren nach I-Iunderten von Quadratmeilen 
sich beziffernden Yellowstone-Park, die kleine Schweiz ihre vor allen Ein- 
griffen gesicherten Gebirgsterrains, wo Tiere und Pflanzen geschützt werden. 
Aber die großen, die mächtigen, besitzenden Staaten Europas - wo sind 
deren geschützte Landstriche? Bloß innerhalb der Kasernenhöfe? 
Die Heide - noch tragen heute viele Gegenden diesen Namen, trotz- 
dem sie den Originalcharakter längst abgestreift haben - ist kein ursprüng- 

	        
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