und 38, tritt das oberste Stock-
werk durch seine Bogengliede-
rung oder Blendenarchitektur weit
kräftiger in Erscheinung als die
darunter liegenden Partien, deren
Fenster durchweg - beim mittel-
alterlichen Hause wenigstens -
als völlig schmucklose Wand-
durchbrechungen behandelt sind.
Das mag mit den Umbauten des
DielenhausesimZusammenhange
stehen. Die Haustüre erfährt fast
durchweg, schon beim gotischen
Hause, eine besondere Betonung
durch mehr oder weniger reiche
Proiilierung. Mit dem Eintritt der
Renaissanceformen kommt zur
eigentlichen Portalarchitektur die
Gliederung der Tür selbst; ihre
reichste Ausbildung erfährt sie
im Barocco. Zur Portalanlage ge-
sellt sich weiter der nur noch in
wenigen Exemplaren vorhandene
23) Beischlag: Eine bank_ Abb. 57. Rathaus zu Kamin aus der „Alten
artige Sitzgelegenheit seitlich der
Haustüre, meist mit ornamentierter Steinwange geschlossen. Die Mehrzahl
dieser in die Trottoirs einschneidenden I-Iorizontalausladungen ist in der
Neuzeit berechtigten Verkehrsrücksichten gewichen. Damit ist das Straßen-
bild um manches reizvolle Motiv ärmer geworden. Die üppige Prachtentfal-
tung, welche der Beischlag als Terrasse mit Freitreppe und bildhauerisch
reich geschmückter Balustrade in anderen Hansastädten, zum Beispiel in
Danzig, erfuhr, hat er in Lüneburg indes nicht erreicht.
Als wichtigstes, am frühesten durchgebildetes Moment der architektoni-
schen Außengliederung präsentiert sich der Giebel. Fr. Krüger, der darüber
äußerst interessante vergleichende Studien angestellt und in dem bereits
zitierten Werke „Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover" niedergelegt
hat, unterscheidet sieben hauptsächliche Typen: Der einfachste folgt der
Form des Dachstuhles als geschlossenes, in glatter Fläche gehaltenes (Abb. 24)
oder durch einfache Lisenen (Erinnerung an frühere Holzkonstruktion,
Abb. 25)": gegliedertes Dreieck. Über ihm hat die Renaissancezeit des öfteren
' Am Äußeren ist deutlich das ursprüngliche Haupthaus, Eingang im Mittel. rechts und links davon
die Fenster der ebenerdig eingebauten Zimmer, darüber die niedrigen, ursprünglich nicht vorhandenen des
Zwischengeschosses und jene des Obergeschosses von dem angebauten kleineren Nebenhaus, dessen Fenster-
bnnkhßhen außer im Parterre nicht mit den andern korrespondieren, zu unterscheiden. Die durch einfache Lisenen
erreichte, völlig unregelmäßige Giebelgliederung dürfte die originale sein. Das geht aus dem verschobenen
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