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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 8 und 9)

nanmengenause, in uenen sie nun wie schmale Bildfüllungen einer Panneelwand liegen. 
Strotzender, saftiger bei aller dekorativen Absicht prangt Hans Alders Fuchsjäger, 
knietief im Schnee, mit starrendem Bart, frostrauchend wie das rostbraune Fell der Jagd- 
beute; das Bild dampft von Winter, Wald und Kälte. 
Ganz altmeisterlich erscheinen Ernst Wiirtembergers Bildnisse. Die hartkantige Frau 
mit dem Gebetbuch, eine hclzgeschnitzte Bäuerin, und der Junge, dessen zartes, weißes 
Mädchengesicht aus dem hohen, engen, schwarzen Jackenkragen als steiles Profil, gekrönt 
von der roten Pludermütze, aufsteigt. 
Französischen Einschlag mit Cezanne-Mischung spürt man bei Blanchet mit seinen 
koloristischen Akten voll illuminierten Fleisches am Meer, und die kapriziöse Vuillard- 
Art bei Vallet, dessen Kirchhof und Markt wie unter Flören kreidig-wischig, gelbgrün- 
tuphg, dahingestäubt sind. 
Von den Sonderausstellungen deutscher Künstler fesselt das Kabinett Hugo Vogels 
durch kluge Porträts und durch die vehementen Hafen- und Schifferskizzen, Werften in 
blaunebliger Dämmerung, halbnackte Bootschieber voll Gewalt der Schultern, Travailleurs 
de mer. 
Und eine Kollektion voll phantastisch-prickelnden Geschmacks stellen die Federspiele 
der Ilna Ewers-Wunderwalt -Hanns Heinzens Frau w- dar: auf dunklem Grunde krisseliges 
Zweigwerk, an japanische Schablonen erinnernd, voll Blütenschnee; Truthähne und Pfauen 
in der gestrichelten Musterung ihres Gefieders, ornamentale Falter, Orchideen; See- 
pferdchen und geschnellte Fische aus den Wundergärten der Tiefsee. Felix Poppenberg 
BERLIN. LUDWIG HOFFMANNS WOHLFAI-IRTSBAUTEN. Ein Aus- 
iiug, den die rührige Zentralstelle für die Interessen des Berliner Fremdenverkehrs 
unter Führung des Geheimrats Jacob arrangierte, gab erwünschte Gelegenheit, die Bauten 
Berliner Wohlfahrtsanstalten vom Stadtbaurat Ludwig Hoffmann in Buch kennen zu lernen. 
Durch den Nordosten Berlins, wo jetzt die Schachte der neuen Untergrundbahn zur Ver- 
bindung mit dem Westen den Boden unterwühlen, ging die Fahrt auf Autobussen. An der 
Stettiner Bahn, zwei Meilen von Berlin, liegt Buch. Nach der Hitze und dem Staub der 
märkischen Chaussee öffnet sich eine schattengrüne Allee großwipiiiger uralter Bäume. 
An dem ummauerten Herrschaftshof, breit, flach gelagert mit seinem Herrenhaus, wie es 
Theodor Fontane liebevoll geschildert, an der in der Mark einzigen Rokokokirche vorbei 
mit ihrem zierlich bewegten, an den Seiten rundwölbigen Unterbau, aus dem sich spielend 
und leicht Kuppel und Turm entwickelt _ und nun dehnt sich in der Sonne schimmernd 
weitzügiges Wiesengelände und in ihm eingebettet die Lungenheilstätte. 
Sonnenwiese, von allen Seiten durch Wald vor Winden geschützt, das gibt der 
Anlage das Genesungsklima. Und man erkennt den sachergebenen und liebevollen Sinn 
des Baumeisters daran, wie er die sanatoriumgemäßen Zweckvoraussetzungen ästhetisch 
schmackhaft ausbildete, rein, einfach, ohne überflüssigen Ausputz. 
Der Reiz des ganzen Baukomplexes kommt aus seiner Anlage, aus dem glücklichen 
Verhältnis der Bauglieder. Von den vorgeschobenen Seitenwangen des Hauptgebäudes 
eingefaßt, streckt sich lang als ein glitzernder Glaskasten die Liegehalle; dahinter als 
besonnter Luftraum zwischen ihr und dem Hauptgebäude ein grüner Gartenstrich mit 
Plätscherbrunnen. Treppenhäuser, Säle, Zimmer, alles hell, blank; im weißen Rahmen der 
Fenster immer blühende Baum- und Wiesenausschnitte. Architektur und Landschaft klingen 
zusammen. 
Diese Harmonie wirkt besonders innig bei der zweiten philantropischen Gründung, 
dem Alt-Leute-Heim. Der Heimcharakter ist hier vor allem betont. Unter Vermeidung 
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