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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

 
Weltreiches, das sich später unter den Kaisern 
über die ganze, damals bekannte Erde ausdehnte. 
Der Adler wurde zum Symbol des Imperiums, der 
kaiserlichen Macht und Würde, bis unter dem 
Kaiser Konstantin dem Großen (312) das mit 
dem Monogramm Christi geschmückte Banner 
(Labarum) das alte Feldzeichen mit dem Adler 
(Abb. I) zurückdrängte, doch blieb der Adler noch 
lange Zeit nach Konstantin auf dem Sceptrum 
consulare oder aquiligerum nachweisbar. Dieses 
Szepter mit dem Adler erschien dann später wieder 
in den Siegeln der römisch-deutschen Kaiser aus 
dem Hause der Salier (1024 bis 1125). (Abb. 2.) 
Daß der Adler in jener frühen Zeit stets als ein Signum der römisch- 
deutschen Kaiser galt, ist daraus zu ersehen, daß die rebellischen Mailänder, 
als sie sich 1x58 dem Kaiser Friedrich Barbarossa unterwerfen mußten, ge- 
zwungen wurden, den kaiserlichen Adler auf die Spitze des Turmes ihrer 
Hauptkirche zu setzen. Die römisch-deutschen Kaiser, die sich ja stets als 
Nachfolger der alten römischen Imperatoren fühlten, benutzten natürlich 
auch deren Machtsymbol, den Adler, um dieses ihr vermeintliches Erbe 
auch sichtbar zum Ausdruck zu bringen. Friedrich II. (gest. 1250) führte als 
König den einköpligen, als Kaiser den zweiköpfigenAdler, und zwar schwarz 
im goldenen Felde, wie dies aus einer Wappenzeichnung des Mathaeus de 
Paris (1244), eines englischen Benediktinermönchs und Beraters vieler hoch- 
stehenden Persönlichkeiten zu ersehen ist. (Abb. 3). 
Auch die byzantinischen Kaiser, die sich stets als die alleinig legitimen 
Imperatoren betrachteten, führten den Doppeladler, golden in Rot, wahr- 
scheinlich als ein Symbol der erträumten Wiedervereinigung des ost- mit 
dem weströmischen Kaiserstaate, das später auch von jenen Fürsten in 
ihre Wappenbilder aufgenommen wurde, 
die Ansprüche auf das Erbe der oströmi- 
schen Regentenhäuser zu besitzen glaub- 
ten; siehe die Wappen der russischen und 
serbischen Fürsten. 
Der Doppeladler war aber keine neue 
Erscheinung, der Orient kannte ihn schon 
lange. Die Verdopplung von Tierfiguren 
war der orientalischen Kunst sehr geläufig, 
doch dürften diese Zwillingsgestalten kei- 
nen symbolischen Untergrund besessen 
haben, sondern mehr einer ornamentalen 
Spielerei, einem Wohlgefallen an sym- 
metrischen Formationen ihre Entstehung 
verdanken. So finden sich ganz regelrechte 
Abb. x 
Abb. 2 

	        
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