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Internationale S
Bücherbesitz Spinozas wenigstens in den meisten Fällen
rekonstruieren können. So ist seine Bibliothek bis auf 26 Num
mern in dem Spinozahause wiederhergestellt worden. Sie zählte
im ganzen 159 Werke, war also nicht besonders stattlich, aber
Spinoza war auch kein Philisophieprofessor, der die Gedanken
anderer verarbeiten wollte, sondern vor allem ein origineller
Gedankenerzeuger. Deshalb konnte er auch mit einem geringen
Vorräte philosophischer Bücher auskommen. Die Werke
Seines unmittelbaren Vorgängers Descartes besaß er in ver
schiedenen Ausgaben, ferner eine lateinische Übersetzung des
Aristoteles, einige damals gebräuchliche Handbücher der
Logik, sowie weitere Schriften philosophischen Charakters
von. Epiktet, Seneca und Petrarca. Einen großen Platz nahm
in Spinozas Bibliothek die theologische Literatur ein, auch
verschiedene Werke der jüdisch-talmudischen Literatur besaß
er. Der Zahl nach folgen dann sprachwissenschaftliche
Schriften, in ganzen 22, worunter acht Wörterbücher. Außer
lateinischen Werken besaß Spinoza hebräische, syrische,
spanische, italienische, französische, holländische und griechi
sche. Wollte er zuDichtern greifen, so fand er in seiner Bibliothek
außer dem Homer auch den Virgil, Ovid, Martial, Plautus und
Seneca; die zcitgenößische holländische Literatur, die gerade
in'Spinozas. Tagen .ihre schönsten Blüten trug, fehlt völlig,
dafür finden sich einige spanische Schriftsteller, unter anderen
die Novellen des Cervantes. Bezeichnend für die moderne
Richtung in Spinozas Denken ist das Interesse, das er auf dem
Gebiete der mathematischen und Naturwissenschaften
dem Neuen zuwandte. Im ganzen besaß er 43 Werke, die sich
auf Mathematik und Naturwissenschaft beziehen, während den
Geisteswissenschaften 89 Werke seiner Bibliothek angehörten.
Deutsch geschriebene Werke fehlen in seiner Sammlung voll
ständig. Ein kleines Werkelten hat auch auf Deutschland Be
zug, nämlich des gelehrten Heidelberger Professors Fabricius
„Geschichte und Beschreibung von Mannheim und Kaisers
lautern", das 1646 in Heidelberg erschienen war. Was dieses
Büchelchen von rein örtlichem Interesse bei Spinoza zu schaffen
hatte, ist nicht recht erkennbar. Vielleicht hat er es gekauft
oder geschickt bekommen, als ihm eine Professur in Heidelberg
angeboten worden war.
(Drucke der Sammlung Seekel.) Bei der Versteigerung
von Drucken der Sammlung. Seekel in den American Art
Galleries in New-York am 23. Februar erzielte Dürers „Der
heilige Hieronymus in der Zelle“ 70 Dollar (Mr. Richard Eder-
heimer). Dürers „Genofeva" wurde von Mr. Friedmann für
65 Dollar gekauft. „The Breaking Up of the Agamemnon“
von 1 laden erstanden für 110 Dollar Kennedy & Go. Nan-
teuils „P erre Seguier" kaufte Mr. L. Freedeman für 65 Dollar,
eine Porträt-Radierung „Francois De Bonne, Marechal De
Crequi", von demselben Künstler, Mr. Otto Bernet für
60 Dollar.
Bilder.
(Wilhelm Meisters „Bild vom kranken Königs
sohn".) Dr. Georg Gronau, der Direktor der Kasseler Ge
mäldegalerie, hat jetzt festgestellt, daß das lange gesuchte Bild
vom kranken Königssohn, das in Wilhelm Meisters Leben
solch eigenartige Rolle spielt, das erst bei seinem Großvater
hängt, und das er dann auf dem Landsitz Nataliens wieder
findet, sich eben in der Kasseler Gemäldegalerie befindet.
Bisher glaubte man das Gemälde in Karlsruhe, in einem
Werk des Lairesse, wiedererkennen zu dürfen. Goethe aber
nennt das Gemälde ausdrücklich groß und die Arbeit eines
Italieners. Das Bild der Kasseler Sammlung, die Goethe 1783
und 1792 besucht hat, ist, wie Gronau nun berichtet, von dem
Venzianer Andrea Celesti. Goethes Beschreibung paßt fast
genau darauf. Der heute fast verschollene Künstler erweist sich
darin als ein wichtiger Vorläufer Tiepolos.
ammler - Zeitung
(Handzeichnungen von Spitzweg und Voltz.)
Anläßlich des dreißigsten Todestages Karl Spitzwegs hat sich
die Galerie Helbing in München der Aufgabe unterzogen,
durch Veranstaltung einer Ausstellung von Zeichnungen dieses
Künstlers eine Übersicht über dessen Schaffen zu geben. Die
meisten dieser Zeichnungen behandeln Motive der zur Aus
führung gelangten Gemälde. Professor Dr. Uhde-Bernavs
schildert in seinem Spitzweg-Werke eine Episode, die sich im
Bade Sulz bei Peissenberg im Jahre 1833 zutrug. Der Besitzer
des Bades, Dr. Zeuß, veranstaltete unter seinen Badegästen —
meist Künstlern — eine Zeichnungskonkurrenz, bei der Spitzweg
durch die Zeichnung eines Ofens ganz besonders auffiei. Auf
allgemeines Anraten entschied sich nun Spitzweg, Maler zu
werden. Diese Zeichnung wurde nun aufgefunden und der Aus
stellung einverleibt, ebenso die „Maskierte Stadtkapelle'';
außerdem finden sich die verschiedensten Fassungen und Teil
studien zu bekannten Gemälden wie: Lappländer im Winter,
Gnomenherberge, Verdächtiger Rauch, Lueg ins Land, Der
Sonntagsjäger, Der Geologe, Der Kaktusfreund, Der Alchimist,
Der Storch, Der Gratulant, Fiat justitia, Das Gespenst, Zoll
visitation, Wäscherinnen am Brunnen, Serenissimi Ankunft,
Eine Schauspielerwanderung, Die vermeintliche Konkurrenz
usw. — Friedrich Voltz, der Zeitgenosse und Freund Spitz
wegs, folgte ihm dreiviertel Jahre später im Tode nach; auch
er legte großen Wert aufs Zeichnen, und deshalb dürften Zeich
nungen in dieser Ausstellung ebenfalls viel Interesse finden.
Während Spitzweg in den verschiedenen Motiven das Humor
volle behandelte, wandte sich Friedrich Voltz der Schilderung
des Tierlcbens in der Natur und insbesondere Motiven aus dem
Leben der Haustiere zu. Von seiner Nördlinger Zeit bis zum
Lebensende sind alle Epochen vertreten. Genannt seien hier:
Pferde in der Schwemme, Wütender Stier, Heimkehrende
Herde, Erntewagen in der Fuhrt, Mittagsrast und Im Schatten.
Auch wenig bekannte Motive vom Starnberger See, haupt
sächlich aus Bernried und dessen Umgebung, verdienen Be
achtung.
(Raffaelfresken in . Siena.) Eine Untersuchung, die
den oft behaupteten, nie erwiesenen Anteil des jungen Raffael
an den Fresken der Dombibliothek von Siena fesstellt, ver
öffentlicht Dr. Erwin Panofsky soeben im Repertorium für
Kunstwissenschaft. Schon Vasari behauptet, Raffael habe
an den Wandgemälden mitgearbeitet, die 1502 der Kardinal
von Siena, Francesco Piccolomini zu Ehren des Papstes
aus seiner Familie, Pius II., im Bibliothekssaal am Dom malen
ließ: Darstellungen aus dem reichen Leben dieses Humanisten
papstes, dem wir die schönste Liebesnovelle der Renaissance,
die von Euryalus und Lucrezia verdanken. Der Kontrast
nennt den Umbrer Pinturicchio als Maler. Nun gibt es Vor
studien zu den Wandgemälden, und Raffaels Anteil an ihnen
legt Panofsky stilkritisch dar. In zwei Skizzen erkennt er die
Hand des jungen Raffael: einmal sind es Jünglingsfiguren mit
Silberstift gezeichnet, im Bilde der Dichterkrönung des Piccolo
mini verwandt, dann Reiter, die auf dem Fresko verwandt
wurden, auf dem der Jüngling Piccolomini zum Baseler Konzil
ausreitet. Aber auch die Kartons zu den Gemälden hat Raifael
erfunden, wenn schon nicht ausgeführt. Der 22jährige hatte
Kraft genug, für den mehr als doppelt so alten, bekannten
Pinturicchio Entwürfe zu schaffen, der bei der Ausführung
ihren wahren Sinn allerdings recht mißverstanden hat.
(Ein unbekanntes Bildnis von Dürers Gattin.)
Im Vorrat des Bayerischen Nationalmuseums befindet sich ein
bisher nicht erkanntes Bildnis von Dürers Gattin, der Frau
Agnes, über deren Gut- oder Bösartigkeit sich die Gelehrten
seit Jahrhunderten nicht einigen können. Es 'handelt sich, wie
der Direktor des Budapester Museums, Hofrat G. v. Terey
meint, um die spätere Kopie einer heiligen Familie nach Dürer.
Auf dem Münchener Bilde, das gegenüber anderen Wieder
holungen der Komposition verändert ist, trägt die heilige Anna
die Züge der Dürcrin. Sie ist in einem großen Kopftuch dar
gestellt., das die charakteristischen energischen Kinnpartien