MAK

Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 11)

sich dann die weitere Arbeit, die Zusammenstellung und kritische Prüfung der übrigen 
Stiche des Meisters und schließlich der Überblick über all das, was bis auf den heutigen 
Tag über ihn herausgebracht und vermutet wurde, zwanglos und folgerichtig gruppiert 
hat. Aufs wertvollste ergänzt wird die überaus sorgfältige literarische Leistung durch die 
Beigabe originalgroßer Lichtdrucke sämtlicher durch das Monogramm gesicherter Stiche 
des Meisters und eines ihm aus stilistischen Gründen zugeschriebenen. 
Der Künstler selbst bleibt nach wie vor ein kunstgeschichtliches Problem, um so 
wichtiger aber ist es, nun alle seine Arbeiten so vortrefflich zusammengestellt zu haben. 
Die Identifizierung des Künstlers mit Pietro Perugino ist gänzlich, die mit Pellegrino da 
S. Daniele so ziemlich aufgegeben worden. Nach dem Vorgang Morellis denken Kristeller 
und l-Iind an einen Ferraresen in der Nähe des Ercole Roberti. 
Das Merkwürdigste an dem Künstler scheint mir der Zwiespalt zu sein, der sich 
durch seine Arbeiten zieht. Die Kreuzabnahme, der heilige Christoph, die Löwenjagd, der 
Triumph des Mondes und der heilige Hieronymus (dieser ermangelt des Monogramms, 
geht stilistisch aber mit den vier andern Blättern gut zusammen) gehören zweifellos ein 
und derselben Gruppe an. Bei diesen fünf Stichen ist der Zusammenhang mit der ferra- 
resischen Malerei auch völlig einleuchtend. Anders steht es aber mit dem David und den 
drei Stichen von stereographischen Körpern. Ich argwöhne, daß diese vier Blätter, wiesen 
sie nicht das Monogramm auf, niemals dem Meister der fünf vorhergehenden zugeschrieben 
worden wären. Die kräftige, fast grobe und derbe Art ihrer Stichelführung, das große 
Format nicht so sehr der Platten als der stets ohne Hintergrund dargestellten Gegenstände, 
das im Mittelpunkt stehende wissenschaüliche Interesse: beim David das anatomische, 
bei den stereographischen Körpern das perspektivische, schließen diese vier Blätter zu 
einer Gruppe zusammen, die von der zarten und zagen Technik der fünf erstgenannten, 
deren kleinen und zum Teil gehäuften Figuren, viermal in ausführlichen Landschaften, 
einmal in ebensolcher Architektur, aufs stärkste abweichen. Angesichts des David und 
der drei stereographischen Körper möchte man, dünkt mich, eher an einen mailändischen 
Zeitgenossen des -Bramante und Bramantino (ich erinnere an des ersteren Merkur im 
Castello Sforzesco und, zum Vergleich mit dem Schädel Goliaths auf dem David-Stiche, 
an die Scurzi auf Bildern des letzteren) als an einen Ferraresen denken. 
Bei dieser Unklarheit aber wird man sich vorderhand wohl damit zufrieden geben 
müssen, alle die von Dr. Hofmann beschriebenen und auf acht Tafeln abgebildeten neun 
Stiche dem Meister 49g zu belassen; vielleicht und hoffentlich bahnt die besprochene 
schöne und wertvolle Publikation den Weg zu einer volleren Erkenntnis des rätselhaften 
Meisters an. Arpad Weixlgärtner 
GRAZ. KARL LACHER. Eben zur rechten Zeit, zur Hundertjahrfeier der von 
Erzherzog Johann in Graz geschaffenen Kulturinstitute, erscheint Gawalowskis dem 
Andenken Karl Lachers gewidmete Schriftf der sich so große, allgemein anerkannte Ver- 
dienste um die Gründung und Ausgestaltung des steiennärkischen Kulturhistorischen und 
Kunstgewerbemuseums erworben hat. In liebevoll eingehender Weise schildert Gawa- 
lowski Lachers Werdegang als Künstler, Lehrer, Kunstschriftsteller und von allem als 
Museumsmann, als welcher er an Energie, Umsicht, Spürsinn, Zähigkeit und Organisations- 
talent von Niemandem übertroffen wurde. Das Grazer Museum ist eine Zierde und der 
Stolz der Steiermark, es überragt alle österreichischen Landesmuseen an Reichtum und 
Eigenart, in manchen Zweigen selbst die Museen der Großstädte. Die Arbeit, welche der 
von breitem Wissen erfüllte, impulsive und durchaus originelle Mann auf diesem Gebiete 
geleistet hat, wird stets hoch in Ehren gehalten werden und sichert seinem Namen weit 
über die Grenzen seiner zweiten Heimat ein dauerndes dankbares Andenken. Lachers 
literarische Produktion war nicht sehr umfangreich, er war kein Historiker im schulmäßigen 
t Karl W. Gawalowski. Karl Lachers „Aufsätze und künstlerische Arbeiten." Mit einer biographischen 
Einleitung. Graz, Moser, rgu.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.