sich dann die weitere Arbeit, die Zusammenstellung und kritische Prüfung der übrigen
Stiche des Meisters und schließlich der Überblick über all das, was bis auf den heutigen
Tag über ihn herausgebracht und vermutet wurde, zwanglos und folgerichtig gruppiert
hat. Aufs wertvollste ergänzt wird die überaus sorgfältige literarische Leistung durch die
Beigabe originalgroßer Lichtdrucke sämtlicher durch das Monogramm gesicherter Stiche
des Meisters und eines ihm aus stilistischen Gründen zugeschriebenen.
Der Künstler selbst bleibt nach wie vor ein kunstgeschichtliches Problem, um so
wichtiger aber ist es, nun alle seine Arbeiten so vortrefflich zusammengestellt zu haben.
Die Identifizierung des Künstlers mit Pietro Perugino ist gänzlich, die mit Pellegrino da
S. Daniele so ziemlich aufgegeben worden. Nach dem Vorgang Morellis denken Kristeller
und l-Iind an einen Ferraresen in der Nähe des Ercole Roberti.
Das Merkwürdigste an dem Künstler scheint mir der Zwiespalt zu sein, der sich
durch seine Arbeiten zieht. Die Kreuzabnahme, der heilige Christoph, die Löwenjagd, der
Triumph des Mondes und der heilige Hieronymus (dieser ermangelt des Monogramms,
geht stilistisch aber mit den vier andern Blättern gut zusammen) gehören zweifellos ein
und derselben Gruppe an. Bei diesen fünf Stichen ist der Zusammenhang mit der ferra-
resischen Malerei auch völlig einleuchtend. Anders steht es aber mit dem David und den
drei Stichen von stereographischen Körpern. Ich argwöhne, daß diese vier Blätter, wiesen
sie nicht das Monogramm auf, niemals dem Meister der fünf vorhergehenden zugeschrieben
worden wären. Die kräftige, fast grobe und derbe Art ihrer Stichelführung, das große
Format nicht so sehr der Platten als der stets ohne Hintergrund dargestellten Gegenstände,
das im Mittelpunkt stehende wissenschaüliche Interesse: beim David das anatomische,
bei den stereographischen Körpern das perspektivische, schließen diese vier Blätter zu
einer Gruppe zusammen, die von der zarten und zagen Technik der fünf erstgenannten,
deren kleinen und zum Teil gehäuften Figuren, viermal in ausführlichen Landschaften,
einmal in ebensolcher Architektur, aufs stärkste abweichen. Angesichts des David und
der drei stereographischen Körper möchte man, dünkt mich, eher an einen mailändischen
Zeitgenossen des -Bramante und Bramantino (ich erinnere an des ersteren Merkur im
Castello Sforzesco und, zum Vergleich mit dem Schädel Goliaths auf dem David-Stiche,
an die Scurzi auf Bildern des letzteren) als an einen Ferraresen denken.
Bei dieser Unklarheit aber wird man sich vorderhand wohl damit zufrieden geben
müssen, alle die von Dr. Hofmann beschriebenen und auf acht Tafeln abgebildeten neun
Stiche dem Meister 49g zu belassen; vielleicht und hoffentlich bahnt die besprochene
schöne und wertvolle Publikation den Weg zu einer volleren Erkenntnis des rätselhaften
Meisters an. Arpad Weixlgärtner
GRAZ. KARL LACHER. Eben zur rechten Zeit, zur Hundertjahrfeier der von
Erzherzog Johann in Graz geschaffenen Kulturinstitute, erscheint Gawalowskis dem
Andenken Karl Lachers gewidmete Schriftf der sich so große, allgemein anerkannte Ver-
dienste um die Gründung und Ausgestaltung des steiennärkischen Kulturhistorischen und
Kunstgewerbemuseums erworben hat. In liebevoll eingehender Weise schildert Gawa-
lowski Lachers Werdegang als Künstler, Lehrer, Kunstschriftsteller und von allem als
Museumsmann, als welcher er an Energie, Umsicht, Spürsinn, Zähigkeit und Organisations-
talent von Niemandem übertroffen wurde. Das Grazer Museum ist eine Zierde und der
Stolz der Steiermark, es überragt alle österreichischen Landesmuseen an Reichtum und
Eigenart, in manchen Zweigen selbst die Museen der Großstädte. Die Arbeit, welche der
von breitem Wissen erfüllte, impulsive und durchaus originelle Mann auf diesem Gebiete
geleistet hat, wird stets hoch in Ehren gehalten werden und sichert seinem Namen weit
über die Grenzen seiner zweiten Heimat ein dauerndes dankbares Andenken. Lachers
literarische Produktion war nicht sehr umfangreich, er war kein Historiker im schulmäßigen
t Karl W. Gawalowski. Karl Lachers „Aufsätze und künstlerische Arbeiten." Mit einer biographischen
Einleitung. Graz, Moser, rgu.