Abb. 44. Großes Messer,
Horngriif mit bis zur
Zwinge herabreichender
schwerer Bronzehaube,
deutsch, erste Hälfte des
XVIII. jahrhunderrs.
Länge 40-7 Zentimeter
Lehrer Sandrarts, hatte schon von seinem
Vater Theodor de Bry, mit dem er auch
viel gemeinsam arbeitete, die Liebe für
den Ornamentstich und dessen Verwer-
tung bei der Ausbildung des Kleingerätes
übernommen. Jan Theodor lieferte eine
Folge von vier Blatt mit zwölf Messer-
heften, weiters „Les Manches de coutiaus
avecque les feremens de la gaine" und
zwölf Blatt „Neuwe Messerhauben". Be-
zeichnend für seine Entwürfe ist die reich
durchbrochene Bekrönung der Griffe, in
die er mit bewunderungswürdiger Be-
herrschung des Stichels kleine Putten,
Engelsköpfchen, dann allerhand Tiere,
mit Vorliebe Eichhörnchen und Seepferde
hineinkomponiert. Die Breitseiten der
Griffe füllt er mit Darstellungen aus dem
Testament oder den Allegorien und Per-
sonitikationen der Elemente, Tugenden
und Künste, die Schmalseiten mit fran-
zösischen oder lateinischen Sprüchen.
Was ihm an Raum erübrigt, schmückt
er mit Grotesken, für die er eine uner-
schöpfliche Erlindungsgabe äußert (Abb.
83). Diese von Jan Theodor de Bry ge-
stochenen Entwürfe wurden von den hol-
ländischen, französischen, flämischen und
rheinischen Silberschmieden stark benutzt
oder direkt kopiert (Abb. 84). An den
Schmalseiten der Hefte, für welche der
Künstler Inschriften vorgesehen hatte,
wird der Name des Eigentümers ange-
bracht. So trägt ein Besteck der Samm-
lung die Bezeichnung „Mechtell Lower
Maens", ein Damenmesser den Namen
der Besitzerin „Clara Bex" (Abb. 85).
Das eben erwähnte Damenmesser
leitet zu den Entwürfen eines zweiten
Künstlers hinüber, der mit de Bry ziemlich
gleichzeitig arbeitete und beinahe iden-
tische Vorlagen zu ziselierten Silbergriffen
schuf. Es ist Crispin de Passe der Ältere,
zu Armuyden auf Zeeland um x 56 5 geboren,
Abb. 45. Schabmes-
ser (Radiermesser),
Griff aus Elfenbein
und Bütfelhorn, ge-
ätzte Klinge, italie-
nisch, XVlI. jahr-
hunden. Länge 227
Zentimeter