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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 2)

Die Laune und Saftigkeit Gottfried Keller- 
scher Geschichten steckt in dieser musikalisch- 
malerischen Schnurrpfeiferei. Auf schmalge- 
strecktem Holzbalkon in gelbblauen Tönen mit 
dem Blick ins weite Land eine Fülle kauziger 
Typen, Musikantentemperamente, die ihren In- 
strumenten wesensähnlich wurden. DerBrumm- 
baß, dickbäuchig, mit gewölbter bunter urväteri- 
scher Weste, einem gewaltigen Brillengeschirr 
auf der knolligen Nase im Rotweingesicht; die 
schmachtend versonnene Klarinette; der lyrisch- 
romantische Geigenjüngling mit langem Blond- 
haar, ein Vorläufer des Geigers in der Abend- 
stunde auf dem deutschen Holzschnitt; der 
Dirigent in gelber Hose und asthmatischem 
Frack, der voll Grandezza den Stab führt. Scherz- 
haft umspielte Porträte der Jugendfreunde kann 
der Kenner hier herausfinden und ThomasSelbst- 
bildnis entdeckt man im Hintergrund, er bläst 
freundlich und behaglich ins Waldhorn, und das 
Waldhorn, des Knaben Wunderhorn, ist nun 
wirklich das echteste Instrument für ihn, der 
die deutsche Landschaft so zum Tönen brachte. 
Auserwählt sind auch die andern Thomas: 
der Junimorgen mit dem welligen Abhang voll 
grüner Laubbäume, die ihre raschelnden Häup- 
Gartensessel, entworfen von Fr. Gildemeister in (ET S0 eng ZUSBYIIIUCDTÜCRCII, daß dB!" Anblick 
Bremen dem einer wollig-wuscl-iligen Herde gleicht; die 
weite grüne Wiese mit dem blau-weiß schim- 
mernden Wolkenmeer darüber voll Unendlichkeit und den im Gras spielenden Kindern, die 
wie im weiten Raum verloren scheinen, und endlich das glückhafte Bild von der Wonne 
des Fliegens, die Reiher in blauer Luft, auf und ab tauchend, in Kurven schwebend, in den 
Figurationen und Touren ihrer eigenen Menuette ziehend, hellliedrig mit den drahtförrnig 
abgestreckten Stelzen. 
Von Trübner sieht man einen Studienkopf, ein knorrig zerrunzeltes Altrnännergesicht 
mit Käppchen, unter dem die Haarfransen sich verschieben. Von Dill Crepuscule-Stim- 
mungen, einen verwunschenen Birkenwald mit balligen Wipfeln im fahlgelben Abend, 
orange Barkensegel, die, gegen blaue Wolken gestellt, selbst als Wolken wirken. 
Man merkt sich noch eine hübsche Arbeit von Adolf Luntz, die Bachwehr mit den 
Herbstbaumen zwischen dem Forellenwasser und der blanken Wiese. 
Ein ulkiger Gesell scheint Hans Sprung. Er malt sich selbst, umprasselt von einem 
Farbenflockengestiebe, als rot verfrorenen Garnin, schlemihlhaft hilflos mit aufge- 
schlagenem Kragen. Rasse und Temperament steckt in dem andern Bild, dem Absinth- 
trinker, ein Zuavenkopf, grau-kraushaarig, vom roten Fremdenlegionärkäppi bedeckt in 
den Kissen eines tiefen Lehnsessels, iieberäugig, mit wulstigen Lippen durch den Stroh- 
halm das grüne süße Gift saugend. 
Zu diesem Süddeutschen als Ergänzung noch einen Stuttgarter von Qualitäten, 
Christian Landenberger, der eine Kollektion bei Schulte hat. Ein Charakteristiker voll 
Blick und plastischem Griff. Seine Bulgarin in lila Bluse, mit weißen Spitzen, dem anämisch 
abgezehrten gelben Gesicht darüber, von schwarzen Haarsträhnen umhangen, ist malerisch 
leidenschaftlich empfunden. Dann seine Typen alter und junger Bäuerinnen in stark 
lebendiger Farbenfülle unter volltönendem Zusammenklang der Blumenkoloristik mit den 

	        
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