Die Laune und Saftigkeit Gottfried Keller-
scher Geschichten steckt in dieser musikalisch-
malerischen Schnurrpfeiferei. Auf schmalge-
strecktem Holzbalkon in gelbblauen Tönen mit
dem Blick ins weite Land eine Fülle kauziger
Typen, Musikantentemperamente, die ihren In-
strumenten wesensähnlich wurden. DerBrumm-
baß, dickbäuchig, mit gewölbter bunter urväteri-
scher Weste, einem gewaltigen Brillengeschirr
auf der knolligen Nase im Rotweingesicht; die
schmachtend versonnene Klarinette; der lyrisch-
romantische Geigenjüngling mit langem Blond-
haar, ein Vorläufer des Geigers in der Abend-
stunde auf dem deutschen Holzschnitt; der
Dirigent in gelber Hose und asthmatischem
Frack, der voll Grandezza den Stab führt. Scherz-
haft umspielte Porträte der Jugendfreunde kann
der Kenner hier herausfinden und ThomasSelbst-
bildnis entdeckt man im Hintergrund, er bläst
freundlich und behaglich ins Waldhorn, und das
Waldhorn, des Knaben Wunderhorn, ist nun
wirklich das echteste Instrument für ihn, der
die deutsche Landschaft so zum Tönen brachte.
Auserwählt sind auch die andern Thomas:
der Junimorgen mit dem welligen Abhang voll
grüner Laubbäume, die ihre raschelnden Häup-
Gartensessel, entworfen von Fr. Gildemeister in (ET S0 eng ZUSBYIIIUCDTÜCRCII, daß dB!" Anblick
Bremen dem einer wollig-wuscl-iligen Herde gleicht; die
weite grüne Wiese mit dem blau-weiß schim-
mernden Wolkenmeer darüber voll Unendlichkeit und den im Gras spielenden Kindern, die
wie im weiten Raum verloren scheinen, und endlich das glückhafte Bild von der Wonne
des Fliegens, die Reiher in blauer Luft, auf und ab tauchend, in Kurven schwebend, in den
Figurationen und Touren ihrer eigenen Menuette ziehend, hellliedrig mit den drahtförrnig
abgestreckten Stelzen.
Von Trübner sieht man einen Studienkopf, ein knorrig zerrunzeltes Altrnännergesicht
mit Käppchen, unter dem die Haarfransen sich verschieben. Von Dill Crepuscule-Stim-
mungen, einen verwunschenen Birkenwald mit balligen Wipfeln im fahlgelben Abend,
orange Barkensegel, die, gegen blaue Wolken gestellt, selbst als Wolken wirken.
Man merkt sich noch eine hübsche Arbeit von Adolf Luntz, die Bachwehr mit den
Herbstbaumen zwischen dem Forellenwasser und der blanken Wiese.
Ein ulkiger Gesell scheint Hans Sprung. Er malt sich selbst, umprasselt von einem
Farbenflockengestiebe, als rot verfrorenen Garnin, schlemihlhaft hilflos mit aufge-
schlagenem Kragen. Rasse und Temperament steckt in dem andern Bild, dem Absinth-
trinker, ein Zuavenkopf, grau-kraushaarig, vom roten Fremdenlegionärkäppi bedeckt in
den Kissen eines tiefen Lehnsessels, iieberäugig, mit wulstigen Lippen durch den Stroh-
halm das grüne süße Gift saugend.
Zu diesem Süddeutschen als Ergänzung noch einen Stuttgarter von Qualitäten,
Christian Landenberger, der eine Kollektion bei Schulte hat. Ein Charakteristiker voll
Blick und plastischem Griff. Seine Bulgarin in lila Bluse, mit weißen Spitzen, dem anämisch
abgezehrten gelben Gesicht darüber, von schwarzen Haarsträhnen umhangen, ist malerisch
leidenschaftlich empfunden. Dann seine Typen alter und junger Bäuerinnen in stark
lebendiger Farbenfülle unter volltönendem Zusammenklang der Blumenkoloristik mit den