in weißen Spitzenkrausen, der langen, schmalen Hand, wächsern bleich mit der Gold-
tabatiere auf dem schwarzen Kleid, Prinz Heinrich von Anton Graif, dessen Züge an
Max Reinhardt erinnern könnten, auch er hat im Blick etwas vom stählernen Schein der
Fritzen-Augen, die so stark waren, daß selbst Casanova, der abgehärtete Abenteurer,
davon durchdrungen wurde.
Merkwürdig dann der Graf Schwerin eines unbekannten Malers. Er sitzt lässig, breit-
spreizig, die haarige Männerbrust zum Gefechte gelüftet, fast ein Karl Moorscher Gefährte
aus den böhmischen Wäldern.
Noch lebendigere Kulturatmosphäre haben die Bildnisse, die in den mit feinem
Sinn aus echten alten Stücken komponierten Friederizianischen Interieurs hängen.
Da ist der blaue Saal mit der Lyoner Seidentapete, die einer Wandbespannung aus
dem neuen Palais in Potsdam nachgebildet ist. Schreibtisch und Konsole aus Zedernholz
mit Silberbeschlägen, ein Spieltisch mit Schachbrett in Holzintarsien, ein Kaminschirrn mit
geschnitzten Emblemen der Maske, Laute, Tamburin, sowie eine Garnitur, Sofa und
Sessel, aus versilbertem Holz mit blauer Seide stehen darin. Alles Mobiliar ist aus der
Wohnung Friedrichs im Potsdamer Stadtschloß, vor allem aus dem Schlafzimmer des
Königs. Von den Wänden herab sehen fürstliche Frauen der Zeit in der schrneichlerischen
Darstellung Antoine Pesnes: die Markgräiin Wilhelmine von Bayreuth, Friedrichs
Schwester, ein kluges Frauenantlitz unter der kleidsamen weißen Perücke, mit Spitzen-
manschetten über den feinen Händen, am Büchertisch, und die andere Schwester, Friederike,
sehr bestrickend mit dem pikant-kapriziösen Oval des Antlitzes, dem koketten Mund, dem
Reiherstutz ganz ä 1a mode von heut im Haare der Frisur. Sehr raffiniert ist die Schwarz-
Weiß-Wirkung des tief dekolletienen Samtkleides zu der weißen Büste und der Samt-
larve zu der graziösen Hand, die sie hält.
Dann der grüne Saal mit den kostbaren Möbeln aus furniertem Schildpatt, mit
Bronzebeschlägen, mit Marmor- und Lapislazuliplatten. Melchior Cambly hat diese Kom-
moden und die aus dem gleichen Material gefertigten Notenpulte gebaut. Auf dem einen
liegt die eigenhändige Partitur Friedrichs: Arie pour il Paulino del Opera di Demofouche.
Die Polstergarnitur ist hier grün und vergoldet und vor dem Sofa steht auf einem Sockel
ein lebendig modelliertes Windspiel aus Bronze mit federndem Gliederbau.
Hier hängen Männerporträte. Originell ist Pesnes Bildnis des Grafen Keyserlingk,
feist und vollblütig strotzend, mit der Korbflasche in der Hand, aus der er in hohem
Bogenstrahl den Wein ins Glas rinnen läßt, und der Chevalier de Zasot des gleichen
Künstlers im lila Domino, mit der Maske in der Hand, in Attackehaltung.
Eine Ergänzung zu der offiziellen Welt bringt das Kabinett, das man überschreiben
könnte: die Schauspieler des Königs. Eine Galerie, meist von Pesne und Graff. Hier
gaukelt die Barberina, üppig, mit dem Tamburin; dann die Cochois, in einem Watteau-
Park, zwischen dämmernden Büschen tanzend, die Reggiani als Leda im Reifrock, mit
Rosengirlanden, und der Schwan ist mit Rosen bekränzt.
Es kommen noch dazu Säle mit Graphik, Chodowieckis und Menzels, die Abteilung
Friedrich in der modernen Kunst, worin die große Menzel-Kollektion mit dem Hauptstück,
dem Hochkirch-Bild voll Helldunkel, mit lohenden Wachtfeuern durch die Nacht. Und
schließlich allerlei reizolles Bric-a-Brac in Vitrinen.
Weiße Porzellanstatuetten, so ein Duo Friedrich und Voltaire aus der Sevres-
Manufaktur: ein Tisch mit Büchern, am Boden liegt das Windspiel, der König sitzt
zuhörend, Voltaire doziert in voller Bewegung, er spricht nicht nur mit den Händen, auch
die spitze Nase scheint sich in das Problem einzubohren. Miniaturen, Tassen und sehr
viel Tabatieren, teils kostbare aus Silber und Perlmutter, dann aber auch die fast noch
interessanteren Schlachtendosen, schmal und lang wie ein Pennal, mit eingeprägten
Reliefs, hauptsächlich Porträte und Kriegssituationen.
Und die am tiefsten berührende Reliquie ist vielleicht die Flöte des alten Fritz mit
ihrer Porzellankassette.