LTENGLISCHE HERRENSITZEJ? Auf x04 Blättern sind Faksimiledrucke
der englischen Originalausgabe von Joseph Nash erschienen, welche in den jahren
r83g bis 1849 unter dem Titel: „The mansions of England in the olden time" herauskam.
Alle Freunde des prächtigen Werkes, welches nicht nur im Inselreiche viel zur
Hebung des guten Geschmackes beitrug, sondern auch am Kontinent einflußreich wirkte,
werden es freudig begrüßen, daß eine Reihe von Farbentafeln diese Neuausgabe schmücken,
welche der handkolorierten alten Ausgabe nachgebildet sind.
Dadurch und durch die große Sorgfalt und technische Vollkommenheit der Repro-
duktion auf gelblichem Kunstdruckpapier ist eine sehr handliche und ansprechende Wieder-
gabe des seltenen lithographischen Werkes entstanden, welche die bisherigen Neuausgaben
überragt. Nash hat es verstanden, durch ein Versenken in die Eigenart des XV. und
XVI. Iahrhunderts, in die Kultur der Zeit, die den romantischen Neigungen seiner eigenen
Epoche so sympathisch war, einen Spiegel der adeligen Hausbaukunst jener Tage und des
Lebens, für welches diese Schlösser bestimmt waren, zu geben. Seine persönliche Art ist
so ansprechend und geschmackvoll, daß sie überzeugend und zugleich anmutig wirkt. Der
Reichtum an dargestellten trefflichen Innenräumen ist so mannigfaltig und überraschend,
daß man diese sachlichen Aufnahmen wie ein Bilderbuch durchblättert, das für den Archi-
tekten ebenso gut wie für den Bauherrn und Kunstfreund zum Nutzen und Vergnügen
dient. H. Fischel
IE PFORZHEIMER SCHMUCKINDUSTRIE VON R. RUCKLIN.
Im Verlage der „Technischen Monatshefte" (FrankhscheVerlagshandlung, Stuttgart]
erschien kürzlich ein Bändchen, das als zweites der Serie „Deutsche Arbeit" herauskam.
Schon der Titel mit der Bezeichnung „Schmuckindustriw führt darauf hin, daß es
sich hier nicht um eine künstlerische Angelegenheit dreht. Die sachlich abgefaßte kleine
Monographie über ein industrielles Gebiet, das einige Berührungspunkte mit dem Kunst-
gewerbe besitzt, zeigt den außerordentlich großen Umfang, welchen die maschinelle
Schmuckerzeugung angenommen hat. Wenn man diese Tatsache in ihrem ganzen Umfang
erkannt hat und aus den Abbildungen sieht, wie kunstfremd doch diese Erzeugung
materiell oft hoch bewerteter Stücke ist, muß man eine stärkere künstlerische Einflußnahme
auf dieses Gebiet nur sehnlichst herbeiwünschen. Daß diese Einliußnahme auch in anderer
Richtung sehr wertvoll werden könnte, zeigt ein Zitat aus der Broschüre, das wir hier
folgen lassen:
„Einen selbständigen Künstlerstil für Schmuck im modernen Sinne haben Deutsch-
land, Frankreich, England, Dänemark, Holland (und Österreich !). Er findet in all diesen
Ländern Anklang, Verständnis und Absatz nur in verhältnismäßig kleinen Kreisen. Viel-
leicht ist Deutschland in dieser Beziehung am weitesten vorgeschritten. (?)
Einen national ausgeprägten Volks- und Bauernschmuck hat Deutschland nur noch
in kümmerlichen Resten lebendig: Bayern und etwa die Vierlande. Dagegen ist er in Hol-
land und Norwegen noch in Fabrikation und Absatz lebenskräftig. In starkem Rückgang,
namentlich technisch und künstlerisch, ist er in Spanien und Italien begriffen; ebenso ist
es in allen orientalischen Mittelmeerländem der Fall, wie auch in den Donauländern und
der Türkei. Der herrliche indische Volksschmuck ist nur noch ein Schatten seiner früheren
künstlerischen Größe und Bedeutung.
An dem Rückgang all dieser einst selbständigen Produktionsgebiete hat die Pforz-
heimer Fabrikation einen nicht unwesentlichen Anteil: ihre Erzeugnisse paßten sich stets
zunächst der lokalen Geschmacksrichtung an, waren raffinierter hergestellt, glänzender im
Aussehen, auch wohl billiger, und haben so nach und nach überall die einheimische Pro-
duktion aus den Städten verdrängt, so daß sie sich jetzt aufs Land zurückgezogen hat, wo
sie nach und nach verkommt."
" Altenglische Herrensitze von joseph Nash. Verlag für Kunstwissenscbaft, Berlin.