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IE über hundert Nummern umfassende Sammlung
gotischer I-Iolzskulpturen im Linzer Museum bildet
von alters her eine Zierde dieses Instituts, deren
Ruf von Jahr zu Jahr in weitere Kreise dringt. Der
wissenschaftliche Wert dieser Sammlung beruht
auf einer Reihe von Umständen, die nicht so leicht
wieder vereinigt angetroffen
werden und deren glück-
liches Zusammentreffen der
Kollektion in der Tat einen
singulären Charakter verleiht.
Zunächst und vor allem andern ist die Tatsache von
wesentlicher Bedeutung, daß der Grundstock der
ganzen Sammlung - und darunter die allerschönsten
Stücke - schon im Jahre 1835 an das Museum kam,
das damals auf eine erst zweijährige Existenz zurück-
blickte. Der Propst und das Kapitel von St. Florian
übergaben in jenem Jahre eine stattliche Reihe von
Schnitzaltären, Gruppen und Reliefs, teils aus dem
Besitz der alten Stiftskirche, teils aus dem von Filial-
ikirchen. Der damalige Propst dieses Stiftes, Michael
Arneth (der Bruder des aus Oberösterreich stammen-
den Wiener Numismatikers und Onkel des Historikers
Alfred von Arneth) saß selbst im Verwaltungsausschuß
des neugegründeten Museumsvereins, als Referent „für
das historische Fach", während das Referat „für Kunst
und Altertum" der Linzer Bischof Gregor Thomas
innehatte, der sein Interesse gleichfalls durch groß-
artige Spenden betätigte. Solche Beispiele konnten
nicht ohne Nachfolge bleiben, und so wurde speziell
die Abteilung der gotischen Holzskulpturen noch in
diesem Jahre und in den nächsten Jahren durch
Widmungen von Prälaten (wie dem des Stiftes Schlägl),
Pfarrern, Schullehrern, ja Schulgehilfen vermehrt.
Damals wurde ja diesen Gegenständen nur ein
„Alterswert" zuerkannt (wie auch die Inventare aus
jenem Jahrzehnt immer nur das „sehr hohe Alter"
betonen), das Interesse der Sammler für die ganze 5m des Käfemarkler Altars
Gruppe von Kunstwerken war noch nicht erwacht, da (um 1470)
Abb. 1. St. Laurentius. Mei-
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