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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 3)

der Volkskunst der Ursprung der Motive von dem Alter und Hochstand der 
Kultur jedes Volkes ist und wieviel die jüngere von der älteren, die schwächere 
von der stärkeren Kultur zu übernehmen pflegt. Charakteristisch ist daher 
auch eine gewisse Motivengemeinschaft längs der alten Völkerstraßen, die 
ja oft bis zu den primitivsten Völkern ferner Koninente reicht. 
In unserer Zeit ist die Volkskunst so sehr von der städtischen Entwick- 
lung bedrängt, daß sie auszusterben im Begriffe steht. Hier tritt der umge- 
kehrte Prozeß ein, weil es eine konservative Betätigung gilt. Die kulturell 
langsamer fortschreitende ländliche Bevölkerung ist zugleich auch die stärker 
konservierende, den Zerstörungsprozeß besser aufhaltende. 
Aus dem Zusammentreffen so vieler alter und wertvoller künstlerisch 
hochstehender Kultureinfiüsse entstand die Mannigfaltigkeit des Bildes, 
welche die österreichische Volkskunst gewährt. Aus der Armut und konser- 
vativen Zähigkeit gewisser Landstriche und aus der Ungunst harter klima- 
tischer komplizierter Terrainverhältnisse entstand die Abgeschlossenheit, 
die so viele Zeugen alten 
Kunstiieißes konserviert hat. 
Man muß in die Wäl- 
derBöhmens und Galiziens, 
in die weiten Ebenen Mäh- 
rens und Ungarns, in die 
Gebirgstäler Tirols, Salz- 
burgs, Kärntens, an die 
verkarsteten Meeresküsten 
Istriens und Dalmatiens, in 
die rauhen Felsgebiete 
Bosniens und der Hercego- 
vina wandern, um die ur- 
sprünglichsten Zeugen alter 
Hausbaukunst, alten ein- 
gebornen Hausfieißes zu 
finden. 
Wir werden dann über- 
all auch gewisse Lieblings- 
gebiete der Betätigung fin- 
den, die mit der Veranlagung 
zu handwerklichen Fertig- 
keiten, mit der Freude am 
Schmuck, insbesondere ab er 
auch mit den Forderun- 
gen der Beschäftigung, des 
Klimas, mit den vorhande- 
nen Hilfsquellen an Arbeits- 
material zusammenhängen. Kachelofen aus Galizien (Jaworöw)
	        
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