der Volkskunst der Ursprung der Motive von dem Alter und Hochstand der
Kultur jedes Volkes ist und wieviel die jüngere von der älteren, die schwächere
von der stärkeren Kultur zu übernehmen pflegt. Charakteristisch ist daher
auch eine gewisse Motivengemeinschaft längs der alten Völkerstraßen, die
ja oft bis zu den primitivsten Völkern ferner Koninente reicht.
In unserer Zeit ist die Volkskunst so sehr von der städtischen Entwick-
lung bedrängt, daß sie auszusterben im Begriffe steht. Hier tritt der umge-
kehrte Prozeß ein, weil es eine konservative Betätigung gilt. Die kulturell
langsamer fortschreitende ländliche Bevölkerung ist zugleich auch die stärker
konservierende, den Zerstörungsprozeß besser aufhaltende.
Aus dem Zusammentreffen so vieler alter und wertvoller künstlerisch
hochstehender Kultureinfiüsse entstand die Mannigfaltigkeit des Bildes,
welche die österreichische Volkskunst gewährt. Aus der Armut und konser-
vativen Zähigkeit gewisser Landstriche und aus der Ungunst harter klima-
tischer komplizierter Terrainverhältnisse entstand die Abgeschlossenheit,
die so viele Zeugen alten
Kunstiieißes konserviert hat.
Man muß in die Wäl-
derBöhmens und Galiziens,
in die weiten Ebenen Mäh-
rens und Ungarns, in die
Gebirgstäler Tirols, Salz-
burgs, Kärntens, an die
verkarsteten Meeresküsten
Istriens und Dalmatiens, in
die rauhen Felsgebiete
Bosniens und der Hercego-
vina wandern, um die ur-
sprünglichsten Zeugen alter
Hausbaukunst, alten ein-
gebornen Hausfieißes zu
finden.
Wir werden dann über-
all auch gewisse Lieblings-
gebiete der Betätigung fin-
den, die mit der Veranlagung
zu handwerklichen Fertig-
keiten, mit der Freude am
Schmuck, insbesondere ab er
auch mit den Forderun-
gen der Beschäftigung, des
Klimas, mit den vorhande-
nen Hilfsquellen an Arbeits-
material zusammenhängen. Kachelofen aus Galizien (Jaworöw)