man von der Erkenntnis ihrer hohen ästhetischen Werte noch weit entfernt
war (Stifters wundervoller Aufsatz über den Käfermarkter Altar erschien erst
1853), und so hatte sich denn auch die Fälscherindustrie damals dieses
Zweiges noch nicht bemächtigt, dessen Pflege erst viel später rentabel werden
Abb. z. St. StephanusMei-
ster des Käfermarkter Altars
(zirka 1470)
sollte. Sie hat dies dann bekanntlich in einem Umfang
nachgeholt, der nicht einmal von den Eingeweihten
ganz übersehen wird; es stehen gerade auf diesem
Gebiet noch Enthüllungen bevor, die eine ganz un-
geheuerliche Betriebsamkeit aufdecken werden. Wer
seinen Blick nicht durch jahrelangen Umgang mit
authentischen Stücken geschärft hat, muß sich hier
zur Maxime machen: jedes im Kunsthandel auf-
tauchende Stück so lange für gefälscht zu halten, als
ihm nicht das Gegenteil bewiesen wird.
So bildet die über jeden Zweifel erhabene Echt-
heit der Linzer Sammlung eines ihrer wertvollsten
Attribute. Da die Bestandteile dieser Sammlung nie
restauriert wurden (welchem Schicksale die in den
Kirchen verbliebenen gotischen Altäre leider nur in
den allerseltensten Fällen entgingen), so können sie
geradezu als Prüfsteine für die Echtheit solcher Stücke
verwendet werden, die aus dem oberösterreichischen
Kreise stammen sollen, deren Provenienz aber keine
sichere Gewähr bietet.
Eben die Sicherheit dieser Provenienz ist ein
zweiter I-Iauptvorzug der ganzen Kollektion. S0 ofti
die alten Museumsinventare gerade in diesem Punkte
sonst versagen, hier geben sie fast immer Aufschluß,
und wir sind bei der überwiegenden Mehrzahl der
Objekte in der angenehmen Lage, genau anzugeben,
aus welcher alten Stiftskirche, aus welcher Schloß-
kapelle oder welchem bescheidenen Landkirchlein sie
herrühren. Da auch bei den Ankäufen stets streng
an dem Prinzip festgehalten wurde, nur einheimische
Skulpturen zu erwerben, so ist ein geschlossenes
Korpus oberösterreichischer I-Iolzskulpturen ent-
standen, das sich zur Freude des Historikers sehr
wesentlich von den aus allen Windrichtungen zu-
sammengewehten Beständen mancher jüngeren Sammlungen unterscheidet,
die auf den Ankauf im Kunsthandel und auf die Auktionen angewiesen sind
und der Verlegenheitsbezeichnungen wie „süddeutsch" und so weiter nirgends
entraten können.
Rechnen wir ferner hinzu, daß die eigentümliche Einheitlichkeit der
Linzer Sammlung sich auch darin ausdrückt, daß in ihr zahlreiche