in gleicher Liebenswürdigkeit und Abgeschlossenheit die Resultate ihrer ernsigen Arbeit
zur Schau stellen und die Wertschätzung eines treuen Freundeskreises genießen.
ENGLISCHE AQUARELLISTEN IN DER GALERIE ARNOT. Eine
Sammlung guter englischer Aquarelle ist zumeist ein sehr erfreulicher Anblick. Vor-
treilliche Beherrschung des Materials verbindet sich in der Regel mit einem gewählten
Geschmack, wenn auch selten mit einem starken Temperament oder einem sehr fort-
geschrittenen Wollen. Auch die bei Arnot vereinigte Kollektion hatte diese Qualitäten
aufzuweisen.
Die nasse Malweise der Engländer verhilft ihnen zu außerordentlich weichen und
duftigen Wirkungen, die ihre feuchte Atmosphäre charakteristisch widerspiegeln.
W. L. Bruckman hat in Holland, Lee Hankey, Austen Brown, Tatton Winter,
W. Burroughs-Fowler und andere haben in ihrer Heimat reizvolle, stimmungsreiche
Studien gemacht, die eine, wenn auch konservative, doch fein entwickelte künstlerische
Kultur verraten.
Von Arthur Rackham lernte man die Originale zu mehreren Illustrationen kennen,
welche aus Märchenbüchem und Erzählungen stammen, die bekannt und geschätzt sind.
Er hat eine persönliche Note zeichnerischer Art und kennt nur eine sehr matte einfache
Tonung, vorwiegend graugrün; seine lebendige, humorvolle Phantasie wirkt auch dann
packend, wenn man den Zusammenhang der Darstellung mit dern Texte vermissen muß.
In den i-iguralen Darstellungen sind die Engländer den Holländern verwandt und
ebenbürtig. Wenn auch hier viel Konventionelles dominiert, muß man doch sagen, man
kann immer von ihnen lernen, weil immer ein tüchtiges Können bei ihnen zu finden ist.
ÜRTRÄTPHQTOGRAPHIE. Zwei Damen, die in dem photographischen Porträt
eine künstlerische Aufgabe erblicken, deren Lösung sie sich zum Beruf erwählt
haben, sind kürzlich mit Kollektivausstellungen hervorgetreten. Eine Wienerin hat im
Kunstsalon Heller unter dem Namen „d'Ora", eine Amerikanerin, Miss Harnilton, bei Pisko
ausgestellt. Die Wienerin ist durch einen mehr ausgeglichenen, die Amerikanerin durch
einen mehr exzentrischen Geschmack charakterisiert.
Seitdem die Photographie von der Malerei arbeiten gelernt hat, ist vieles an ihr
besser geworden: die Beherrschung von Lichtproblemen, die Tonwirkung, der Raum-
ausschnitt, die Kunst, das Charakteristische, das Wesentliche zu betonen und das Unwesent-
liche zu unterdrücken. All das Rüstzeug des guten Porträtrnalers muß der Photograph
heute auch besitzen; er braucht das Handwerkliche des Zeichnens und Malens wohl nicht
auszuüben, dafür muß er die große Kunst des Weglassens beherrschen, weil ja das Licht
erbarmungslos alles, das Wesentliche wie das Überflüssige, festhält und oft gerade das
Nachteilige übertreibt.
Die genannten Damen besitzen Geschmack und Studium genug, um hier in vielen
Fällen feine und glückliche Resultate zu erzielen. Leider verlangt aber das praktische
Leben, der Kontakt mit dem Publikum auch anderes. Das ernste Wollen, die künstlerische
Absicht des Photographen wird nicht sehr oft von seinen Auftraggebern verstanden; das
zwingt zu Kompromissen. Anlehnungen an bekannte, gefällige Werke alter Porträtkunst,
Nachahmungen von Wirkungen, die gar nicht Aufgabe der Photographie sein können,
sind davon die Folge.
Man sieht immer wieder in solchen Kollektivausstellungen, daß leider das bestellende
Publikum zu viel Rücksichtnahme auf seinen eigenen und bei uns zumeist auf einen wenig
entwickelten malerischen Sinn fordert, während das Bestreben vorwiegen sollte, der Per-
sönlichkeit des künstlerisch gebildeten Photographen ausreichend Spielraum zu lassen.
Aus diesem Grunde ist die künstlerische Qualität der Leistungen eine schwankende.
Immer bleibt es erfreulich zu sehen, daß eine so beträchtliche Anzahl tüchtiger
Arbeiten geleistet wurde, wie sie in den Ausstellungen bei Pisko und Heller zu sehen
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