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Abt Gebhard II. Raminger erhielt im Jahre 1604 vom Papste Klemens VIII.
die Inful.
Der dreißigjährige Krieg forderte viele Opfer von seiten des Stiftes, weil
viele Flüchtlinge, Ordensbrüder und Schwestern, Äbte und auch Fürsten in
der Mehrerau Aufnahme fanden; 90 bis x00 Gäste täglich waren nicht
gar so selten zu zählen. Diese große Gastfreundlichkeit aber schwächte
selbstverständlich den Vermögensstand des Stiftes ganz bedeutend, und als
im Jahre 1647 Bregenz in die Hände der Schweden fiel und das nahe Stift
nach damals üblichem Gebrauch bis auf den letzten Heller ausgeplündert
worden war, stand das ehemals so reiche Stift am Bettelstabe. Nur sehr lang-
sam konnte sich Mehrerau in den folgenden Friedenszeiten wieder erholen.
Unter der josefinischen Regierung drohte dem Stifte die Auflösung,
aber der damalige Abt verschiedene Schwierig-
Benedikt Martini war ein keiten und verzögerte da-
kluger Mann lind wußte durch den Wahlakt, bis es
der Sache vorzubeugen; überhauptzu spätwanDer
das betreffende kaiserliche Friede von Preßburg am
Edikt wurde als „staats- 26. Dezember 1805 sprach
nachteilig und falsch moti- ' Tirol und Vorarlberg
viert" zurückgezogen. Bayern zu, und dieses
Am8.MärzI8o5 starb hatte nichts eiligeres zu
Abt Franz II. Hund, der tun, als die Klöster in den
letzte Abt des Benedik- zugefallenen Ländern auf-
tinerstiftes Mehrerau. Am zuheben und deren Ver-
21. April sollte die Neu- mögen einzuziehen. Am
Wahl vorgenommen wer- Abb. 11. Siegel des Konven- 28. Februar 1807 mußten
den, aber die österreichi- "S 47' "hfmmg" B'""'"" die Benediktiner das Klo-
_ tinersuftea Mehrerau
sche Regierung machte ster verlassen. Am 7. De-
zember 1808 wurde der Turm gestürzt und zur Feier dieser Tat im Speise-
saal des Klosters ein Bankett veranstaltet. Die wertvolle Bibliothek wurde
in ganz sinnloser Weise zerstört, die Bücher als Makulatur verkauft, dabei
karrenweise verschleppt, die theologischen Werke aber aufgeschichtet und
verbrannt. Die Kirche wurde gleich dem Turme niedergerissen, die Grab-
steine beim I-Iafenbau in Lindau verwendet. Die Gebäude, nun leer und kahl,
kamen schließlich um den Betrag von x7.5oo Gulden in den Besitz der Ge-
brüder Feuerstein im Bregenzerwald, die das Kloster anfangs an Privatleute,
später an das Militär vermieteten.
Das Wappen des Benediktinerstiftes Mehrerau, dessen Kirche den
beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht worden war, zeigt die
Attribute dieser beiden Heiligen, den Schlüssel des heiligen Petrus und
das Schwert des heiligen Paulus. Diese beiden Heiligen, nebeneinander
stehend, jeder der Heiligen mit seinem Attribut ausgerüstet, erscheinen
bereits im alten spitzovalen Konventsiegel des Stiftes; die Legende lautet:
+ smxonvenrvs SllOPIHSTGRlI-PRIGHHTIPXI- (Abb. 27).