ENEDIG. KUNSTAUSSTELLUNGSPLAKAT. Das Plakat der Zehnten
Internationalen Kunstausstellung von Venedig ist ein Werk von A. Sezanne. Es
verdankt seine Inspiration der Wiedererbauung des „Campanile von San Marco". Der
Künstler hat die Glockenstube dargestellt. Im Vordergrund gruppieren sich die Spitzen
der Kuppeln der Basilika. Im Innern der Loggia verkündigen Genien das vollendete Werk
der Wiedererbauung, indem sie die fünf Glocken in Bewegung setzen; durch die Bogen
hindurch erscheinen leuchtend die Wasser des Canal Grande, des Bacino von San Marco
und die zarten Linien von Inseln und verankerten Schiffen.
IEN. TAGUNG DES DEUTSCHEN WERKBUNDES. Der Deutsche
Werkbund, jene Vereinigung von Künstlern, Gewerbetreibenden, Industriellen und
Volkswirten, die sich die Veredlung der gewerblichen Arbeit und die Förderung der
Qualitätsproduktion zur Aufgabe gestellt hat, wird in der Zeit vom 6. bis 9. Juni d. J. seine
Hauptversammlung in Wien abhalten. Auf Veranlassung des Ministeriums für öffentliche
Arbeiten hat sich kürzlich ein Komitee gebildet. das die Tagung des Werkbundes im Ein-
vernehmen mit der Bundesleitung vorbereitet. Dern Komitee, dessen Ehrenvorsitz Seine
Exzellenz Minister Tmka übernommen hat, gehören vorläufig folgende Herren an:
Sektionschef Dr. Adolf Müller (Obmann), die Ministerialräte Pliwa, Freiherr von
Klimburg, Haas und Dr. Schindler vom Ministerium für öffentliche Arbeiten, Vize-
bürgermeister Hierhammer als Vertreter der Gemeinde Wien, Kammersekretär Dr. Pistor
als Vertreter der Handelskammer, der Direktor des Österreichischen Museums Hofrat
Dr. Leisching, der Direktor der Kunstgewerbeschule Professor Roller, Regierungsrat
Professor Hoffmann und der Direktor des Gewerbeförderungsamtes Hofrat Dr. Vetter,
letzterer als Geschäftsführer.
WIEN. JUBILÄUMSAUSSTELLUNG DES KAMERA-KLUBS. Im
großen Säulenhofe des Museumsgebäudes hat der Wiener Kamera-Klub das fünf-
uudzwanzigste Jahr seines Bestandes durch eine retrospektive photographische Ausstellung
gefeiert. Dieser Verein hat das große Verdienst, durch Sammlung und Konzentration der-
jeuigen Kräfte, welche die künstlerische Seite des Lichtbildes zu piiegen geeignet waren,
diesem früher von den Berufsphotographen arg vernachlässigten Gebiet einen ungeahnten
Aufschwung gegeben zu haben. Heute hat sich sein Wirken bereits so sehr in die Breite
und Tiefe erstreckt, daß die Berufsphotographen willig die Führerschaft der Amateure
akzeptierten und ihre Wege selbst zu beschreiten suchten. Heute gibt es auch in Wien
künstlerisch veranlagte Menschen, die sich berufsmäßig auf dem Gebiete der Porträtauf-
nahme betätigen und dabei Resultate zeitigen, die voll künstlerischer Empfindung sind.
Daß jemals eine Konkurrenz der Photographie mit der Malerei erfolgreich werden
könnte, haben wohl nur Amateure glauben können, welche die Grenzen und das Wesen
der Kunst unterschätzen.
Man kann ja in jeder Kunstausstellung beobachten, wie nachteilig und schädlich die
unmittelbare Übertragung einer photographischen Aufnahme in ein Werk der Malerei wirkt
und wie unerfreulich es ist, wenn man die Benutzung einer solchen Krücke in einem
Bilde fühlt.
Andrerseits kann man ja bei manchen photographischen Arbeiten (auch in der Aus-
stellung) beobachten, daB das Bearbeiten von Lichtbildern mit dem Pinsel, das Aufsetzen
von Lichtern, von Farbentönen, das weitgehende Fälschen des reinen Naturausschnittes
nur zu deutlich die Absicht merken läßt, in ein fremdes Gebiet mit unzulänglichen Mitteln
überzugreifen.
Den Höhepunkt ihrer Entwicklung hat bis heute die Amateurphotographie mit der
Ausbildung des Gummidruckes erreicht. Es wird ein bleibendes Verdienst des Klubs
bilden, was das sogenannte Gummikleeblatt des Vereines, die Herren Dr. H. Henneberg,
H. Kuehn und H. Watzek, hier geleistet haben und was dann von Dr. F. Spitzer und vielen