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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 5)

 
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ALTE INNENRÄUME ÖSTERREICHISCHER 
PALASTE UND SCHLOSSER s:- VON HART- 
WIG FISCHEL-WIEN so 
auch vielen andern Städten österreichischer 
Kronländer und namentlich zahlreichen Herren- 
sitzen und Klosterbauten längs der großen 
Straßen, die zum Reichszentrum führen, hat die 
prunkvolle Zeit LeopoldsLJosefs I. und Karls VI. 
das architektonische Gepräge gegeben. Lang- 
gestreckte mächtige Gebäude auf den Gipfeln 
von Hügeln in schönster landschaftlicher Um- 
gebung, kraftvolle Fronten auf den I-Iauptplätzen 
und in wichtigen Straßen der Städte bilden den 
Ausdruck einer erstarkten weltlichen Macht und einer selbstsicheren, neu- 
belebten kirchlichen Herrschgewalt, die sich in prunkvollen Sälen, in streng 
disponierten weiträumigen Parkanlagen auslebt, die es vermochte, einer 
Landschaft, einem Stadtbild, aber auch dem Innenraum bis zum kleinsten 
Gebrauchsgegenstand ihren Stempel aufzudrücken. 
Geistliche und weltliche Fürsten haben ihrer zeitlichen Macht wie ihren 
repräsentativen Pflichten durch Kunstliebe einen baulichen Ausdruck gegeben, 
der ihren Glanz iiberdauerte. 
In den Städten verwischt unsere Zeit imnrer mehr den Nimbus jener 
Tage, um einem neuen Geist Raum zu schaffen. Die Zeit der Nachahmung 
alter aristokratischer Kultur ist vorüber, die Periode ihres dominierenden 
wesensfremden Einflusses auf die freie Entfaltung moderner bürgerlicher 
Kräfte schwindet immer mehr. Vor der gänzlichen Zerstörung sucht man nun 
wieder ihre so bedeutenden Denkmäler zu studieren. 
Man hat die Leistungen dieser merkwürdigen Zeit und der ihr unmittel- 
bar folgenden Periode früher mehr vom Standpunkte der Außenarchi- 
tektur, vom vergleichenden Standpunkte der Stilgeschichte aus literarisch 
behandelt. Heute reiht sich mit Notwendigkeit auch das Studium der Innen- 
räume an. Während die Konfiguration der Anlagen, die äußere Erscheinung 
der Bauten in der Regel im Laufe der Zeiten viel gelitten hat und nirgends 
die volle Unverändertheit der Beziehung zur Umgebung bewahren konnte, 
die für ein Bauwerk so wichtig ist, gibt es doch noch verhältnismäßig viel 
Raumgestaltungen jener Perioden, die noch einheitlich und wenig verändert 
den Geist der Zeit widerspiegeln. 
Der Glanz jener Tage ist erloschen, das Prunkbedürfnis ist nie mehr 
wieder zu solcher Höhe gestiegen. Gar viele dieser einst von reichern, 
starkem Leben erfüllten Säle und Gemächer sind seither fast unbenutzt 
geblieben oder nur wenig in Anspruch genommen worden. Das hat ihre 
Gestaltung konserviert.
	        
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