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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 8 und 9)

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Als eigentliche Stifterin ist aber die Gräfin Hemrna, Gattin des Grafen 
Wilhelm von Friesach und Zeltschach, des Sanngaues und der unteren Mark, 
eine Tochter des Grafen Engelbert von Peilenstein, eine Blutsverwandte des 
deutschen Kaisers Heinrich II., zu betrachten, weil sie das Meiste an Gütern 
geschenkt, überhaupt die Anregung zur Gründung dieses Klosters gegeben 
hatte. Als die Gräfin, die zu den reichsten Allodialbesitzern des Landes 
zählte, sehr früh verwitwet, auch ihre beiden bereits erwachsenen Söhne 
verloren hatte, - sie sollen von den Bergknappen zu Zeltschach ermordet 
worden sein - zog sie sich von dem Weltgetriebe zurück, errichtete die 
Domkirche zu Gurk, stiftete dort auch ein Frauenkloster" und nahm mit 
einer großen Anzahl adeliger Jungfrauen bei der Einweihung des Domes am 
r 5. August 1042 den Schleier. Ihre sämtlichen Allodialgüter verwendete sie 
zu diesen religiösen Stiftungen, einen großen Teil derselben übergab sie aber 
dem Erzbischof Balduin von Salzburg mit der Verpflichtung, im Admonttale 
ein Kloster zu errichten. Gräfin Hemrna starb am zg. Juni 1045, Erzbischof 
Balduin imjahre 1060, ohne daß es ihm möglich geworden war, die Stiftung, 
der er selbst noch erhebliche Grunddotationen angeschlossen hatte, zur 
Durchführung zu bringen. Erst sein Nachfolger, Erzbischof Gebhard, brachte 
den Wunsch der Gräfin Hemrna in Erfüllung, als er im Jahre 1072 ins 
Ennstal kam, um den Bauplatz für das neue Kloster zu bestimmen. Die 
Gründungslegende erzählt, daß dem Erzbischof, als er wegen des Baues im 
Zweifel war, ein von Geburt Taubstummer vor ihn hintrat und ihm zur 
Überraschung aller Anwesenden, für einen Moment der Sprache mächtig, 
zurief: „Du mußt dies Werk anfan- 
gen, Gott aber vollendenlm" 
Der Stiftungsbrief Gebhards so- 
wie die Bestätigung der Stiftung durch 
Papst Gregor VII. sind leider ver- 
loren gegangen; ein später vom Erz- 
bischof Konrad I. um das Jahr 1x06 
verfaßtes Instrument muß nun für 
beide Dokumente als Ersatz dienen. 
Das neue Kloster wurde von dem 
Benediktinerstift St. Peter in Salzburg 
' Das jetzige Benediktinnenkloster St. Hemma 
zu Gurk, gegründet xßga, ist ein bloßes Priorat, ein 
Filialkloster des Mutterstiftes Nonnberg in Salzburg 
und benutzt kein eigenes Wappenbild. 
"w Die' Tradition behauptet, daß zur Erinnerung 
an diese: merkwürdige Ereignis im Stifte die Gepdogen- 
heit aufkam, eine Anzahl von Taubsxummen, gewöhn- 
lich zwölf, in Verpflegung zu nehmen. Die erste Notiz 
über diese damals Noru oder Nun: genannten Leute 
findet sich im Jahre 1475. Heute führen diese Armen 
die Bezeichnung Gnggen oder Malterer, weil sie be- 
sonders bei der Bereitung des Mörtels (Malter) Ver- 
wendung linden. ' 
Abb. 5. Benediktinerstift Admont 
57' 

	        
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