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siegel des Kaisers, das Privilegium der tiandrischen Tuchfärber in Wien -
verliehen 1208 vom Babenberger Herzog Leopold VI. dem Glorreichen -
weiters das handschriftliche Gräberverzeichnis der Minoritenkirche aus
dem Ende des XIV. jahrhunderts mit den Wappen der Verstorbenen
und schließlich das Friedesheimische Wappenbuch der Ständemitglieder
vom Jahre I5gg zur Ausstellung gebracht. Der zweite Raum dient der
naturwissenschaftlichen Abteilung oder vielmehr
nur einer kleinen Auslese derselben. Immerhin
sind trotzdem die wichtigsten Gesteinsarten
Niederösterreichs, seine Minerale, paläontolo-
gischen Funde, die Raub- und Wasservögel des
Landes, seine Insekten und Süßwasserschnecken
in sehr instruktiver Weise und mit nachahmens-
werten Beschreibungen von der Hand des Kustos
Dr. Schlesinger zur Aufstellung gebracht. So-
lange hier eine räumliche Erweiterung nicht
gesichert ist, soll zeitweise ein Austausch dieser
Gruppen erfolgen und so in gewissen Intervallen
anderes vorgeführt werden. Wir gelangen in
einen Salon der Empirezeit mit be-
malten Seidentapeten (Abb. 2). Die frei-
schwebend dargestellten Frauenfiguren
stimmen mit vier Blättern aus der Serie
der zwölf Stiche „Baccante del' Erco-
lano" von der Hand Luigi Agricolas
überein. Sehr hübsch sind die Umrah-
mungen der Paneele mit den Blumen-
gehängen und den stehenden kleinen
Figuren klassischer Gottheiten im Cha-
rakter der pompejanischen Wandmale-
reien. Der Salon ist lediglich zur Auf-
nahme eines vornehmen Mobiliars aus
der ersten Zeit des Wiener Empire be-
stimmt.
Es folgt nunmehr die historische
und volkskundliche Abteilung, aus Grün-
den des Platzmangels dermalen vereinigt untergebracht. Die prähisto-
rischen, römischen und mittelalterlichen Gruppen bieten wenig Hervor-
ragendes, da die mit alten Hofdekreten gesicherte Vorhand des I-Iofmuseums
auf das künstlerisch oder im Material Wertvolle gelegentlicher Funde und
Ausgrabungen eine Erwerbung bedeutender Stücke eigentlich ausschließt.
Wir nennen den Fund von Sarasdorf mit zahlreichen Gefäßen, Bronze-
geräten und einem Klappstuhl aus Eisen (Abb. 3), sowie die vom Landes-
ausschuß erworbenen Fundstücke aus dem völkerwanderungszeitlichen
Abb. 5. Eiserner Oplerkerzenleuchter, um X500
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