gestaltigkeit auf den Gebieten von Kunst, Handwerk und Industrie wollte man bieten, und
zwar nicht nur als Schaustellung, sondern zugleich als Verkaufsmöglichkeit. Der geplante
tretfliche Titel fiel verschiedenen Erwägungen zum Opfer, die Tendenz der Ausstellung
aber blieb bestehen. Hatten frühere Darbietungen, so namentlich die Ausstellung xgo8 auf
dem gleichen Areal und in denselben Hallen Gewerbe und Kunst in engstem Zusammen-
wirken zur Gestaltung stimmungsvoller Innenräume und in harmonischer Wechselwirkung
gezeigt, so stellte man jetzt das Einzelstück jedweder Art und Gattung in den Mittelpunkt
des Interesses, und indem man zu dem brüderlichen Verein von Kunst und Handwerk die
Industrie einlud, griff man zugleich zur Veredlung unserer Lebensbedürfnisse auf weitere
Kreise, man kann wohl sagen auf das ganze Land. Alle -- Gewerbe, Handwerk und
Industrie - sollten zeigen, was sie in ihrer speziellen ehrlichen Eigenart und im gegen-
seitigen Austausch und in wechselweiser Unterstützung, vor allem aber geführt von künst-
lerischen Absichten, zu erreichen verrnöchten. Nichts sollte als zu unbedeutend ausgeschaltet
bleiben, im Gegenteil, gerade Dinge der Alltäglichkeit, sachliche Gebrauchsgegenstände,
denen scheinbar die Zweckform allein genügte, sollten mit einbezogen werden. Ein Stab
von Künstlern, darunter die besten des Landes, wie - um nur einige wenige zu nennen _
Theodor Fischer, Richard Riemerschmied, Richard Bemdl, Adalbert Niemeyer, Otto Baur,
Benno Becker, trugen teils als echte Volksbildner durch Wandervorträge und Belehrungen,
teils durch Entwürfe, Anregungen und ähnliche künstlerische Unterweisungen die leitenden
Ideen und Grundsätze der Ausstellung in die Provinz. Ihre Tätigkeit kam bei aller Begei-
sterung der Aussteller nur allzuhäufig einem Kampfe gleich, einem Kampfe gegen tief-
eingewurzelte Geschmacklosigkeiten, Stil- und Materialwidrigkeiten, wie sie zumeist die
jeder Schönheit entfremdeten Industrieerzeugnisse seit Jahrzehnten boten.
Kann man heute auch noch nicht von einem Sieg auf allen Linien sprechen, so über-
trilft der Erfolg dieser Bestrebungen, wie er sich in der Bayerischen Gewerbeschau xgxz
ausspricht, alle Erwartungen.
Fast alle erdenklichen Zwei-
ge bieten gediegene „Sach-
kunst" und „Qualitätswareß
und das Erfreulichste er-
scheint dabei die rege Be-
teiligung der Kleinbetriebe
draußen im Lande.
Aus der Betonung des
Einzelgegenstandes in sei-
nem künstlerischen Eigen-
wert _ beruhe er nun auf
handwerklicher, gewerbli-
cher oder industrieller Her-
stellung - und aus seiner
Vervielfältigung heraus er-
gab sich in der Ausstellung
die Pflege des Massenartikels
und daraus der Marktcharak-
ter der „Bayerischen Dult".
Dieser spricht sich in der
lnnengestaltung der Räume
als Verkaufshallen, offener
Markt und Verkaufsstraße
mit Läden innerhalb der
Hallen delltüßh aus, und Abb. u. Schwarz und rot glasierte Tonschüssel mit Christusmono-
diCSC Anlage bietet neben gramm,XVIl.]ahrhundert