MAK
Seite 182. 
jnternaficnale Sammler-Zeitung. 
riummer 12. 
alle Gelehrten angeregt. Vor einigen Tagen erst hat Professor 
Wunderer in ITlünchen einen interessanten Portrag über die 
Grätschen Bilder und deren Bedeutung für die Kunst gehalten. 
Ich entnehme ihm folgende bemerkensroerte Stellen: 
fig. 6. 
„Seit den Zeiten des Hellenismus entstanden überall 
im griechischen Orient grofjartige Gemäldesammlungen und 
dann beim römischen Kunstraub, als die römischen Gröberer 
griechische Tempel und ITluseen plünderten, da mar die 
Gier nach den tabulae pistae (?) nicht geringer, als die 
nach anderen Kunstwerken, nach ITlarmor- und Grzstatuen, 
nach goldenem und silbernem Tafelgerät. Dichter, Rhetoren 
wetteiferten darin, den Ruhm einzelner Gemälde zu oer- 
künden, einer Krotoniatischen Helena des Zeuxis, einer 
Venus Anadyomene des Apelles. 3a, um ein Bild des 
Protogenes zu schonen, soll Demetrios Poliorketes darauf 
oerzichtet haben, Rhodos in Brand zu stecken, obwohl er 
die Stadt auf keine andere Weise bezwingen konnte. Die 
ganze farbenfreudigkeit des Altertums, die auch Plastik 
und Architektur in ihren Bannkreis zog und die Statuen 
farbig tönte und die Säulen und Architraoe und Giebelfelder 
bemalte, sie hat doch nach dem Zeugnis des kunstoer 
ständigen Altertums selbst in diesen Tafelgemälden die 
höchsten Triumphe gefeiert und gerade oon diesen Tafel 
gemälden war nur bis gegen Ende des oorigen Jahrhunderts 
nichts oder fast nichts erhalten. 
So können wir es oerstehen, mit welchem Gnthu- 
siasmus, mit welchen hochgespannten Grwarfungen man 
die Graf’schen funde begrüßte, was man oon ihnen erhoffte, 
welche Bedeutung man ihnen beimafj. Vor nunmehr 
21 Jahren hielten sie ihren Triumphzug durch die Grofj- 
städte Guropas, in Berlin, Brüssel, Condon, Paris waren 
sie ausgestellt und man erinnert sich noch des Aufsehens, 
das sie damals mit Recht überall machten. Alle Zeitungen 
und Zeitschriften brachten Besprechungen, Gelehrte und 
Künstler, Archäologen und Anthropologen begrüßten sie 
mit freudiger Überraschung und mancher ITlaler oersuchte 
mit heifjem Bemühen die Technik dieser Bilder zu ergründen, 
es waren die ersten antiken Tafelgemälde, die in den 
Kreis der Forschung traten. Gs hat sich ja durchaus nicht 
alles erfüllt und noch sehen uns diese Bilder rätselhaft 
genug an, noch sind oiele fragen offen geblieben und doch 
haben sie in oielem unsere Kenntnis oon antiker ITlalerei 
gefördert, in oielem oöllig neue Aufschlüsse gegeben. 
Schon oor den Graf’schen funden waren einige 
ITlumienporträts in dieSammlungen des BritischenlAuseums 
und des Touore gekommen, aber an sich unbedeutend, 
dazu in schlechtem Zustand erhalten, mit gelblichem firnifj 
bedeckt, waren sie fast unbeachtet geblieben. Da glückte 
es in den Jahren 1886- 88 Herrn Theodor Graf, einem 
Wiener Grofjkaufmann, der sich oorher schon durch seine 
Sammlungen antiker Gewebe und durch seine Papyrus 
funde, den heutigen Papyrus Rainer in Wien, einen guten 
Hamen gemacht hatte, durch seine Agenten eine ganze 
Galerie solcher ITlumienporträts in Ggypten aufzukaufen, 
es waren etwa 120 Stücke. Ihren eminenten Wert ahnend, 
lief] er sie sorgfältig oon der feinkörnigen Sandschicht, 
die sie bedeckte, reinigen und pietätooll restaurieren und 
der Gindruck, den die Bilder nun machten, war so eigen 
artig, so ungewohnt, zum Teil so frappant modern, dafj 
man ihnen oielfach, auch in Kennerkreisen zweifelnd 
gegenüberstand. Aber noch in demselben Jahre gelang 
es dem englischen forscher flinders Petric in controllierten 
Ausgrabungen ebenfalls eine Anzahl oon 70 Porträts zu 
finden, wenn auch oon oiel geringerer Qualität, so doch 
oon derselben ITlalweise. Seitdem sind noch durch andere 
forscher ähnliche Bilder ausgegraben worden und die 
i! 
Sig, 7. 
Originalität und Gchtheit dieser funde ist nun oöllig sicher 
gestellt, Der Grundstock der Graf’schen Sammlung, weit 
aus die besten Stücke, 58 an der Zahl, befinden sich noch 
in Wien zusammengehalten. Die funde oon flinters Petric
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.