Gewicht gelegt, so löst sich jetzt das aus der Renaissance überlieferte
architektonische Gesetz vollkommen auf. An die Stelle der wuchtigen
Pilaster und Gesimse treten zierliche Leisten mit kühn und leicht geschwun-
gener Führung naturalistischer Schnörkelbildungen. Schon die Barocke
sucht ihre Motive aus der Welt der Blumen, aber die Architektur ist es
noch immer, welche diese Formen in ihre Gesetze bannt. Jetzt umkleiden
Blumenranken alles und gehen über das Rahrnenwerk hinüber und hinaus,
umschlingen Stab und Leiste. Das Rokoko geht durchwegs in der Auffassung
der Zeit und nach dem Sinne, den es in die Natur legt, von dieser aus;
seine Formensprache mag uns heute unnatürlich erscheinen, sie war aber
naturalistisch gemeint. In ihr spricht sich das Sehnen einer überfeinerten,
ihrer selbst ungewiß gewordenen Epoche nach der Natur aus, wie es
ja schließlich
auch in der
Dichtung der
Fall ist und im
Spiele, deren
idyllische Nei-
gungen den
innerenWider-
spruch gegen
Überkultur
und Gespreizt-
heit des gesell-
schaftlichen
Lebens und des
falschen Pa-
thos der soge-
nannten klas-
sischen Dich-
tung dokumen-
tieren. Diese
Stimmung der
Zeit iindet in
der revolutio-
nären Sprache
undAuffassung
Rousseaus
ihren vollendet-
sten und drasti-
schesten Aus-
druck. Auch
das österreichi-
Aus dem Palais des Fürsten Paar in Wien SChB ROkOkO