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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 10)

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sozialen Verhältnisse zeigt sich in den 
der Maria Theresianischen und Joseii- 
nischen Epoche angehörenden Bürger- 
häusern, welche bis vor kurzer Zeit noch 
in großer Zahl vorhanden waren und nun 
leider allmählich der Bau- und Prolitwut 
unserer Tage zum Opfer fallen. Von der 
Mitte der siebziger ]ahre werden, während 
die Inneneinteilung der Bürgerhäuser die 
gleiche bleibt, an den Fassaden die Maria 
Theresianischen Rokokoformen durch den 
Joseiinischen Klassizismus abgelöst, wie ,. _ , _ _ ,_, .. 
wir es an den Häusern Erdbergerstraße 9, -J"'L"PIÜÜÜWFÄ 
Piaristengasse 48, Neudeggergasse I4, ' 9 sätuqv i 
Gentzgasse 22 und auch an dem wohlbe- i ' " " " „ 
kannten Hause Meidlinger Hauptstraße 
neben dem Schönbrunner Parke, ferner an 
dem bisher noch geretteten Hause in der 
Schreyvogelgasse und an so manchen Alt- 
wiener Portalen beobachten können. Wien 
war damals und noch bis vor wenigen 
Iahrzehnten eine Gartenstadt, zahlreiche 
Bürgerhäuser in den Bezirken Wiens hatten 
blühende Gärten mit Gartenhäusern, die _ 
zum Teil in der Joseiinischen Zeit ent-  
standen sind, wie jenes leider auch schon 
demolierte in der Lindengasse 4. Auch in v35e,ins{ahlgggchnittgnyvgnA1-ßonDqma. 
den niederösterreichischen Kronlands- nöckiwien"11"- Vemmlich aus dem B'- 
städten wie in St. Pölten und Wiener-Neu- m" d" Königin Maria Minima: 
stadt werden viele Bürgerhäuser im Josei-inischen Stile errichtet. Unter den 
Landeshauptstädten ist es vor allem Prag, welches mit der 1783 bis 1790 von 
J. Palliardi errichteten Strahover Bibliothek einen hervorragenden Beitrag 
zur Geschichte der Josetinischen Monumentalbaukunst liefert. Auch 
manche Schlösser des Adels, so vor allem in Mähren, werden in der Zeit 
des beginnenden Klassizismus dem neuen Geiste der Baukunst entsprechend 
umgestaltet, wobei zu berücksichtigen ist, daß sich hier, wie erwähnt, 
schon in der Zeit Maria Theresias ganz schlichte und ernste Fassaden- 
bildungen durchzusetzen beginnen. 
Früher noch als in die Außenarchitektur dringt in das Innere, in die 
Raumkunst der alten Paläste, der neue Stil ein. In Schönbrunn sehen wir 
dicht neben den glänzendsten und reinsten Beispielen des Maria Theresien- 
Stiles, wie im Rosenholzzimmer und im Porzellanzimmer, welches in der 
Aufmachung auch noch ganz den Rokokocharakter an sich trägt, Möbel in 
ausgesprochen Josetinischem Stil. Im gleichen Stile sind verschiedene 
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