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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 10)

Saaldekorationen in dem aus der Barockzeit stammenden, dem Einflusse 
Hildebrandts zugehörigen Schloßhof, wo Maria Theresia und Kaiser Josef 
so gerne weilten, gehalten, welche die strenge Linienführung des Josefini- 
schen Klassizismus in höchst eigentümlicher Weise illustrieren. 
Je mehr der Klassizismus auf das Mobiliar Einfiuß zu nehmen sucht, 
desto mehr verschwindet der Unterschied zwischen dem Prunk- und dem 
Gebrauchsmöbel, welche in der Barocke 
und im Rokoko in großem Gegensatze zu- 
einander standen. Schon in der Zeit 
Maria Theresias liebt der kaiserliche l-Iof 
in seinen Wohnräumen bürgerliche Ein- 
fachheit, welche in der Zeit Kaiser Franz I. 
sich von der des Bürgertums kaum mehr 
unterscheidet. Maria Theresia, welche 
sich im Schönbrunner Schlosse am lieb- 
sten in den Guys-Appartements aufhielt, 
hatte dort einfach grau gestrichene Möbel 
und ihr Bett einen schlichten grauen Über- 
zug. Das berühmte reich in Gold gestickte 
Bett Maria Theresias, das als ein hervor- 
ragendes Zeugnis des Kunstfieißes der Zeit 
heute noch in der Hofburg gezeigt wird, 
ist von der Kaiserin kaum je benutzt 
worden. Das von der kunstfertigen Hand 
der Erzherzogin Marie Christine herrühren- 
de, in Schönbrunn befindliche Bildchen: 
„Kaiser Josef am Wochenbette seiner 
ersten Gemahlin" zeigt Möbel im einfach- 
sten bürgerlichen Rokoko, die uns beinahe 
wie Arbeiten des sogenannten zweiten 
Rokoko anmuten. Das Hofmobiliendepot 
enthält auffälligerweise nur sehr wenige 
authentische Möbel aus der Joseiinischen 
Zeit, darunter Fauteuils, Stockerln und 
Rmqma" b'"ich"e' J- M (Johann ms")- Ruhebett in Weiß-Gold aus Schloßhof, 
Juweherarbenvon Machwien "s: Kanapee, Fauteuils, Sessel und Stockerln 
aus der Residenz in Salzburg. Das beste Stück, überaus fein gearbeitet und 
höchst merkwürdig in der Holzbehandlung, ist der Joseünische Trumeau- 
kasten aus Schloß Hetzendorf in polierter ungarischer Esche. Und ein 
interessantes Stück, an das sich, wie oben erwähnt, wertvolle Erinnerungen 
an Kaiser Josef und Mozart knüpfen, ist das Spinett aus dem Sommer- 
häuschen im Augarten, welches vor nicht langer Zeit bei den Mahlerschen 
Mozart-Aufführungen im Operntheater verwendet worden ist. Daß auch 
in die kirchliche Inneneinrichtung der Zeit der Josefinische Klassizismus
	        
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