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Abtheilung nach Vorarlberg, denn er wollte den Durchzug nach Brixen mit aller Macht
erzwingen. Doch bei seinem Vormarsch von Sterzing am 7. August stieß er bald auf
unüberwindlichen Widerstand. Darum zog er sich wieder in die Stellung von Sterzing
zurück, um die Vorrückung der Generale Rnsca und Peyri, die ins Pusterthal und
Wälschtirol eindringen sollten, sowie der Colonne Burscheidt abzuwarten. Jndeß hatten
die Tiroler alle Höhen im Norden, Westen und Süden der Stadt besetzt und Andreas
Hoser, der sein Hauptquartier zu Gasteig aufgeschlagen hatte, trug sich mit dem kühnen
Plane, das ganze Corps gefangen zu nehmen; aber seine Angriffe vermochten dem Feinde
nicht jeden Ausweg abzuschneiden.
Die Nachricht von dem Schicksal der Colonne des Obersten Burscheidt bestimmte
jedoch den Marschall Lefebvre zum Rückzug nach Innsbruck. Burscheidts Regiment hatte
ohne Widerstand das Oberinnthal bis Landeck besetzt; als aber der Rest desselben von
hier bis zur Pontlatzer Brücke vorgedrungen war, wurde er heftig von Landesver-
theidigern beschossen, durch Steinlawinen arg zugerichtet und in zwei Hälften getheilt. Die
eine am rechten Ufer des Inn flüchtete sich zwar unter vielen Verlusten nach Innsbruck,
die andere hingegen, bei 700 Mann, mußte sich den Tirolern auf dem Dnllenfeld ergeben.
General Rnsca hatte hartnäckiger Widerstand an der Lienzer Klause zur Umkehr bewogen
und General Peyris Brigade war nicht über Trient hinausgekommen.
Marschall Lefebvres Rückzug glich mehr einer Flucht als einem Rückmarsch, denn
die Leute Speckbachers und Hofers folgten ihm auf den Fersen, und als er den Schönberg
hinabzog, wurde sein Corps aufs heftigste von den Aufgeboten der westlichen Gelände,
die auf Hofers Ruf sich erhoben, beschossen und langte erst nach vielen Verlusten am
11. August Abends in Innsbruck an. Jndeß hatte die Besatzung der Hauptstadt schon mit
dem nach Hötting vorgedrnngenen Landsturm aus dem Oberinnthal kämpfen müssen,
der Burscheidts Colonne verfolgt hatte. Am 13. August kam es zu der Entscheidungs
schlacht am Berg Jsel. Der Angriffsplan der Tiroler war der nämliche wie im Mai.
Der rechte Flügel stellte sich auf die Höhen vom Paschberg bis nach Volders, der
linke auf jene vom Jselberg westwärts bis zur Gallwiese und das Centrum am Jselberg
selbst auf; jenen befehligte Speckbacher, den linken Haspinger und das Centrum Hofer
selbst, der sein Hauptquartier in der „Schupfen" aufschlug; die Oberinnthaler bezogen unter
den Commandanten M. Firler und I. Marberger das Gelände von Kranebitten bis
Hötting. Die gestimmte Macht der Bauern betrug 18.000 bis 20.000 Mann, denen Lefebvre
20.000 bis 22.000 gegenüberstellen konnte. Die Tiroler begannen nach Anhörung der
Feldmessen und Empfang der Generalabsolution auf der ganzen südlichen Schlachtlinie
sofort den Kampf, auf der nördlichen zwei Stunden später. Es wurde den ganzen Tag
mit großer Erbitterung gesuchten. Der Marschall ließ seine Truppen dreimal gegen die