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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 11)

deren Flügel nie zugehen oder, wenn sie schon beweglich sind, oft einen Teil 
des Altars unbedeckt lassen, jedenfalls aber künstlerisch und inhaltlich aufs 
Zumachen nicht berechnet sind. Der Sinn eines solchen Altars ist aber der, 
bei den verschiedenen Festen desjahres jeweilig eine besonders bezeichnende 
Darstellung zeigen zu können. Bei unserem Altar nun, der doppelt zusammen- 
gelegte Flügel besitzt, ist an der Vorderseite bei geschlossenem Zustande 
die Darstellung der Verkündigung und der Kirchenheiligen angenommen; zu 
Weihnachten wird der Altar dann geöffnet und die Krippendarstellung tritt 
hervor. 
Auch rein künstlerisch scheint uns dies Werk in vieler Beziehung ein 
sehr glücklicher Versuch zu sein. Es wäre allerdings vielleicht wünschens- 
wert, daß die Gestalt des heiligen Josef etwas weniger altersgebiickt erschiene; 
doch meinte der Künstler wohl ein Zusammenschauern, ein freudiges, herz- 
bewegendes Erstaunen darstellen zu sollen, und es mag diese Absicht bei 
ganz geringer Änderung auch deutlicher hervortreten. 
Weiter wären hier zwei große in Gips ausgeführte Plastiken von Borr- 
mann zu erwähnen, von denen besonders die Pieta sehr würdig und feier- 
lich wirkt; nur der über den Leichnam hinweg nach vorn gerichtete Blick 
der Mutter Gottes wirkt vielleicht etwas starr. 
Dann wären noch ein schlichter, aber trefflicher Beichtstuhl Bräuers und 
ein Chorgestühl hervorzuheben, das von einem Schüler Professor Barwigs 
in frischer Weise durchgeführt ist. Dieses Werk mag dazu anregen, die 
Holzschnitzerei für ähnliche Zwecke wieder mehr zu verwenden; so flotte 
Arbeiten sind auch im Preise erschwinglich. Ein Antependium, das die Kunst- 
gewerblichen Werkstätten des Dürerbundes in Baden bei Wien nach 
Professor Thetters Entwurf ausgeführt haben, ist sehr gut gegliedert und im 
einzelnen verständnisvoll durchgeführt. Ein Altarbild von A. Roth, ein Staats- 
auftrag für die II. Staatsrealschule im II. Wiener Bezirke, zeigt, daß man 
nun auch in die Bildungsstätten der Jugend ernstere Kunst zu bringen sucht. 
Eine Kreuzesszene von Hubert Lanzinger in Wien ist trotz einiger befremd- 
licher Einzelheiten eine durchaus ernste und rein malerisch eine hervor- 
ragende Leistung; manches, wie Christus selbst und die Madonna sind 
geradezu ausgezeichnet. 
Traglaternen, Vortragkreuze und anderes vervollständigen dann die 
Ausstattung des Raumes und mögen Veranlassung geben, auch diesen Dingen 
wieder mehr Sorgfalt zu widmen als heute üblich ist. 
Beim Eintritt in den nächsten Raum fällt zunächst eine große Kreuzi- 
gungsdarstellung von Professor Krattner in Prag auf. Die Seitenteile des 
Triptychons, mit der Darstellung der Schächer, sind in Farbe und Zeichnung 
trefflich; der Mittelteil scheint allerdings noch der letzten Vollendung zu 
harren. ' 
Sehr würdig und wirkungsvoll ist das große Glasgemälde mit der Dar- 
stellung des Cruzitixus und kleineren Darstellungen der sieben Sakramente; 
diese mehr Ton in Ton, hauptsächlich in Gelb, der Crucilixus auf blauem
	        
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