MAK

Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 11)

Bei der Ausstellung selbst hat es der aus- 
führende Architekt Karl Bräuer verstanden, die 
Werke in wohl abgemessenen, schlicht dekorierten 
Räumen glücklich zurWirkung gelangen zu lassen. 
Wir bemerken noch, daß diese Ausstellung 
nur die Kunstbestrebungen Österreichs vorführen 
sollte. Obwohl man sich also bei dieser Ausstellung 
auf das streng kirchliche Gebiet beschränkt hat, 
so kann das Unternehmen doch auch über dieses 
so wichtige Feld der Kunstbetätigung hinaus 
noch wirken, wenn der Ernst seiner künstleri- 
schen und gewerblichen Mitarbeiter auch auf 
andere Gebiete immer mehr übergreift. 
Es haben hier Kunstfreunde und Besteller, 
Künstler und Gewerbetreibende so eng verbunden 
gearbeitet, wie es heute wohl selten der Fall ist, 
wie es in guten Zeiten der Kunst aber ganz 
gewöhnlich war. Nur bei einem solchen Ver- 
hältnisse kann die Kunst der Ausdruck des Besten 
einer Zeit werden, nicht aber dann, wenn irgend- 
ein unreifes Gemüt den andern vorschreiben will, 
wie sie sich zu benehmen haben. 
Der Zwang zum Ernste und zur Gediegenheit, 
der durch die kirchlichen Aufgaben gegeben ist, 
kann auch weiterhin segensreich wirken. Und 
die Kirche hat es durch Jahrhunderte bewiesen, 
daß man strenge Überlieferungen haben kann, die 
im innersten Kerne natürlich nicht angetastet 
werden dürfen, daß man der Kunstentwicklung Ausillllung fürukirchliche Knnst. 
_ _ _ __ Rechter Außentiugel des Flügel- 
deshalb aber nicht feindlich gegenuberzustehen „m, aus h, Sam, Baums 
braucht. Denn gerade die Kirche ist der künstle- 
rischen Entwicklung nie eine Hemmung, sondern immer nur eine Förderung 
gewesen. Auch diese Ausstellung ist darum nicht rückschrittlich, weil sie auf 
den alten, ja auf den ältesten altchristlichen Traditionen aufzubauen sucht. 
Denn sie hat nirgends Formen vorgeschrieben, sondern nur bestimmte 
inhaltlich klare Aufgaben und Anregungen gegeben. Wie der Schaffende 
die Auf abe lösen wollte, hat sie ihm völlig überlassen, wenn bei seinen 
Werkengnur der Geist des Ernstes und der Liebe zur Sache erkennbar war. 
Daß bei Arbeiten für bestehende Kirchen auf diese - ohne die Einzelform 
nachzuahmen - Rücksicht genommen wurde, ist wohl nur selbstverständ- 
lich. Auch wird man es begreiflich Finden, daß alle unmittelbaren Nach- 
ahmungen, wenn sie manchmal auch am Platze sind, bei dieser Ausstellung 
ausgeschlossen waren; denn bei solchen Arbeiten handelt es sich doch mehr 
um Wissen und Können als um künstlerisches Schaffen. 
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