Auch in dieser bürgerlichen Bauweise, in diesen durchaus nicht prunk-
vollen, sondern behaglichen, würdigen und geschmackvollen Räumen regiert
das Bedürfnis der Lebensgewohnheiten, des Berufslebens, der Arbeit. Auch
hier ist keine leere Nachahmung der Stilkunst höherer Kreise zu Finden,
wenn auch der Einfluß ihrer formalen Wandlungen zu fühlen ist.
Am stärksten wirkt die selbständige Behandlung der Raumbildung dort,
wo das Berufsleben in den Vordergrund tritt, in den mächtigen Dielen und
Treppenhäusern.
Die Wohnstube hat mehr den durchgehenden Typus der Zeit, der hier
nur von den Proportionen der Räume abhängig wird.
Dadurch, daß in diesen Städten das Familienhaus die Regel war und
der schmale und tiefe Bauplatz noch von der mittelalterlichen Stadtplanung
her normal blieb,
ist der Typus der
Grundrißbildung
und des Aufbaues
einheitlich und
feststehend. Aller-
dings vermag eine
lokale Tradition
Abwechslungen
von großem Reiz
hervorzubringen,
wie dies das Ham-
burger Fachwerk-
haus an den Flee-
ten, der Lübecker
Ziegelbau mit den
Staffelgiebeln und
großen Dielen, das
DanzigerStraßen-
bild mit seinen
Beischlägen und
Vortreppen zei-
gen. Heute ist man
überall daran,
durch Aufmessun-
gen, Lichtbilder
und historische
Studien diese ver-
schwindenden
Zeugen eines kul-
turellenI-Iochstan-
des der NQChWBIt Bauernstube aus dem Volksmuseum in Kopenhagen