1a
Krummstab (Abb. 6), in dessen Volute die flott ge-
schnittene Gruppe einer sitzenden Maria mit dem Kinde
sichtbar wird (sie ist in Silber ausgeführt zu denken
wie etwa die kleine Gruppe der Verkündigung in der
Schnecke des spätgotischen Pedums in der Schatz-
kammer des Stiftes Kremsmünster). Mit der Linken
hält der Bischof ein aufgeschlagenes Buch vor sich hin,
von dem der „Buchbeutel" (Originale eines solchen
befinden sich im Germanischen Museum) herabhängt.
Die Stirnseite der Inful ist mit flachen Schnitzereien
bedeckt, die offenbar Reliefstickereien nachahmen
sollen; mit bunten Steinen be-
deckte Borten teilen die Vorder-
Häche der Mitra in zwei drei-
seitige Felder, in deren linkes
die kniende Gestalt des Erz-
engels Gabriel mit dem Spruch-
band, in deren rechtes die vor
einem Betstuhl kniende, die
Hände über der Brust kreuzende
heilige Jungfrau eingefügt ist;
links über Maria werden die
Strahlen des heiligen Geistes,
rechts hinter ihr wird ein go-
tischer Faltstuhl mit Kissen
sichtbar. I
Nicht genug damit, sind
auch noch die beiden (in Sil-
ber ausgeführt zu denkenden)
vierpaßförrnigen Appliken der in dibääliäaigffiische
Schließe des Pluviales Figural
verziert; sie zeigen je eine sitzende Evangelistentigur
(links Johannes mit dem Adler, rechts Lukas mit dem
Ochsen), während das verbindende Band mit einem
gotischen w geschmückt ist.
Über all diesen verwirrenden Detailreichtum
triumphiert aber machtvoll der Kopf des Heiligen
(Abb. 7), wie sich über die instrumentale Polyphonie
eines rauschenden Orchesters siegreich eine herrliche
menschliche Stimme herausschwingt. Immer wieder
landet das Auge des Beschauers bei diesem Kopf.
Welche Fülle des Ausdruckes ist hier mit einfachen
Mitteln erzielt, wie wohlvertraut berührt uns dieses
Abb. 12. Engel in der Wolf- __ _ _ _ _
gangsnische gutmutige Gesicht von fast quadratischem Umriß,