des XV. Jahrhunderts als einen „Zeitrechnungsfehlef bezeichnet und die
Statuen des heiligen Georg und des heiligen Florian „so ausnehmend
Dürerisch" Endet, daß er „sich des Gedankens kaum entschlagen kann, sie
müßten aus den Händen dieses Künstlers hervorgegangen sein", so hat er
doch in diesemAufsatz, der in dem ebenmäßigen Fluß der lauteren Stifterschen
Prosa die hohen Schönheiten des altdeutschen Kunstwerkes wie in einem
Kristallspiegelvviderstrahlt, so eindringlich und überzeugend die wesentlichen
künstlerischen Vorzüge des Kefermarkter Altars auseinandergesetzt, daß
man auch hier wieder Stifters feines Kunstgefühl bewundern lernt, das ihn
zum Beispiel schon 1856 die zartesten Besonderheiten Spitzwegs würdigen,
schon 1861 die Manieriertheit und Leerheit W. Kaulbachs ablehnen ließ.
Wir werden auf den Inhalt des schönen Aufsatzes Stifters, dessen Name
auch in der Geschichte der Restaurierungen des Altars einen Ehrenplatz
einnimmt und der dem Kefermarkter Altar auch noch in seinem Roman
„Der Nachsommer" ein kleines Denkmal gesetzt hat, indem er sein Bild,
typisch verallgemeinert, aber durchaus kenntlich, in die Erzählung verHocht,
noch wiederholt zurückkommen. Wohl wegen der versteckten Stelle, an
der er erschienen war, blieb der Stiftersche Panegyrikus ohne alle Wirkung
auf die offizielle deutsche Kunstgeschichtschreibung.
1857 wird der Altar in einer Korrespondenz von J. Bergmann" erwähnt,
aber in mehr herabsetzender als rühmender Weise. Daraus, daß der Kefer-
markter Altar unbemalt und unvergoldet geblieben ist, erlaubt sich der Ver-
fasser den sonderbaren Schluß zu ziehen, daß das Werk „wahrscheinlich
durch den Eintritt des Reformationszeitalters unvollendet geblieben ist".
1873 wird er von K. Fronner lobend erwähnt, "l der ihn übrigens mit einer
in der gleichen Kirche befindlichen rassigen holzgeschnitzten Barockgruppe
des Engelsturzes zeitlich gleichsetzt (l); dann wieder 1881 von J. Newald, "i;
der die Ansicht vertritt, daß der Altar zur Zeit der Konsekrierung der Kirche
(1476) „wenn auch nicht ganz vollendet, sicher aber in seinen wichtigen
Bestandteilen bereits aufgestellt war".
Man sieht, daß alle diese Erwähnungen von mehr oder weniger fach-
männischer Seite auf die Arbeit Stifters keinen Bezug nehmen, die sohin
auch Bode leicht entgehen konnte, der in seiner „Geschichte der deutschen
Plastik" ( 1885) den Altar zwar namentlich anführt, aber in einem Atem mit
zahlreichen andern, weit unbedeutenderen österreichischen Schnitzaltären
von mehr provinziellem Charakter, wie zum Beispiel dem von Pesenbach,
so daß der Mangel der Autopsie ganz deutlich hervortritt. Denn hätte
Bode den Altar aus eigener Anschauung gekannt, so würde er in ihm nach
dem damaligen Stande der Forschung eine wesentliche Stütze für seine
bekannte Konstruktion eines von Tilmann Riemenschneider abzusondern-
den, älteren „Meisters des Creglinger Altars" gewonnen haben.
' Mitteilungen der k. k. Zemralkommission, II, S. 307.
""' Ebenda, XVIIL, S. 87.
"" Ebenda, Neue Folge, VII, S. LX.