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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 1)

Seite des Wirkens zeigt, dem wir so abgerundete Arbeiten verdanken. Sie zeigt den 
scheinbar so altertümelnden rückwärts schauenden Künstler in seinem schönen Verhältnis 
zur Natur. Sie zeigt die Studien aus den slowakischen Dörfern seiner Heimat, die derben 
und urwüchsigen Typen in ihrer Farbenfreude und Kraft gepackt. Sie zeigt die Arbeiten 
in Brügge und_ Antwerpen, wo Schwaiger sich nicht nur dem Geiste der Breughel und 
Ostade verwandt fühlte, sondern auch die wundervolle Bauweise des ausklingenden 
Mittelalters lieben und emsig studieren lernte. Zwischen diesen beiden Polen, der eigenen 
slawischen Heimat und dem alten Holland, wandern seine Interessen; von seinen Natur- 
studien trägt er immer wieder gesammelten Honig in die Zellen seines Märchenbaues. 
Das macht den feinen Künstler sympathisch und bringt ihn uns näher. Wenn wir sehen, 
wie er immer mehr mit seiner Heimat verwächst, die Menschen und Lokalitäten schließlich 
ganz aus seiner Umgebung holt, begreifen wir, wieviel Bodenständiges auch in- seiner 
Märchenphantasie liegt. 
Miethke hat ihn ursprünglich gefördert, indem er Schwaigers Arbeiten erwarb, 
darum sind noch viele derselben im Besitze der Galerie. Später haben seine Landsleute 
dem Künstler eine Prager Professur gegeben. die ihn aber an seinem freien Bohemeleben 
wenig gehindert hat. Eine große Monographie mit tschechischem Text und guten 
Reproduktionen beweist die Anerkennung, die Schwaiger bei seinen Landsleuten fand. 
In Wien hat man nie viel aus ihm gemacht; er hatte seinen kleinen Kreis, seine 
Verehrer und Freunde. Die Öffentlichkeit nahm so wenig Notiz von ihm wie er von ihr. 
Darum wirkt diese Gedächtnisausstellung heute wie eine Rehabilitierung. Wenn man 
erfährt, daß der Künstler erst kürzlich starb und nicht 60 Jahre alt wurde, wundert man 
sich, wie verblaßt und entfernt sein Ruf schon war. Nun reiht er sich würdig an die 
Künstler einer viel früheren Zeit an; mit dem Kampf und dem Lärm der Gegenwart 
verbindet ihn keine Brücke. Die Welt ist zu dem ruhigen Winkel, den er sich erobert hat, 
nicht störend getreten. Seine Gedächtnisausstellung läßt uns einen genußreichen Blick in 
diesen Winkel machen. 
DIE VEREINIGUNG BILDENDER KÜNSTLERINNEN ÖSTER- 
REICHS hat ihre dritte Ausstellung im neuen Heim veranstaltet, das sie im Dach- 
geschoß des Hotels Astoria etablierte. 
Sie kommt nun nicht mehr mit dem Heerbann historischer Kunst und ausländischer 
Kolleginnen. Sie bringt nur in Olga Wisinger-Florian einen Gast von bewährtem Ruf und 
in einer Reihe kunstgewerblicher Darbietungen jüngere und feine Talente zur Geltung. 
Allerdings hilft dies auch wesentlich dazu mit, daß dem Gesamteindruck eine sympathische 
Bescheidenheit und der Eindruck des Vorwärtsstrebens gewahrt bleibt. 
Olga Wisinger zeigt sich von verschiedenen Seiten in kräftigen und zarten Arbeiten, 
die schon ötTentliche Anerkennung gefunden haben. Es ist eine Art von Rückblick auf das 
Lebenswerk einer Persönlichkeit, die auch in der Gruppe der Gründerinnen der Ver- 
einigung als Lehrerin und Führerin wirkte, nicht zum geringsten Teil durch das 
Temperament und die Kraft ihrer Stellungnahme. 
Das naturalistische Blumenbild findet in der Schule Wisinger eine Reihe eifriger 
Freundinnen. Ihnen gegenüber stehen neuere Bestrebungen zu stilistischer Strenge, 
denen man Beifall zollen muß, wie jene von Louise Fraenkl-Hahn. 
Geschmackvolle Porträts, wie jene von Baronin Krauss, E. v. Coltelli, Marie Magyar, 
weisen eine Zurückhaltung und Diskretion auf, welche sympathisch wirkt. Das gilt auch 
von plastischen Arbeiten, unter denen Ilse von Twardowska-Conrat durch einen feinen 
Frauenkopf und eine Amerikanerin, Leila Usher, durch zwei Bronzemedaillen auffallen. 
Gute, ernste Studienarbeit blickt von den verschiedenen Wänden, die erkennen 
lassen, daß malerisches Streben unter den Damen lebt, daß Ausstellungen Heißig besucht 
werden, daß hier die Werke führender Künstler stark und eindringlich nachwirken. Es 
wäre weit gefehlt, wenn in diesem Kreise die Gebärde selbstbewußter Kraft gewählt
	        
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