Triptychon für die Kirche seiner kleinen ostpreußischen Vaterstadt mit dem flackernd
sektiererischen Paulus, dem vom Engelsfittich überschatteten Matthäus, und inmitten
Christus Crucii-ixus in die Wolken ragend über der Schädelstätte.
Ein interessantes Werk der jüngsten Zeit ist der Schäfer, eine van Goghsche Gestalt,
wischig hingestrichen mit dem braungegerbten Stoppelgesicht auf einem dekorativ
behandelten Hintergrund, grüngesprenkelt, aus dem sich als scheckige Flecke die Kuh-
silhouetten herausheben.
Wie Rembrandt schaut Corinth auch gern in die Schlachthäuser, wo im Helldunkel
die aufgebrochenen ausgeweideten Rinder hängen und über das Fleisch und die blutig
schillernde Höhlung malerische Lichtspiele gehen.
Die gleiche manchmal fast metzgerhafte Faust wühlt aber ebenso farbenleiden-
schaftlich in Blumen. Aus seinen Stilleben quillt es strotzend, busig schwellen die Kelche,
und ein schaumiger Schmelz glänzt darüber. Auch in diesem Vegetarischen merkt man
das Fleischfrohe, und wie eine Muse dieser Kunst ist das dralle lebenslachende Weib mit
den bloßen Brüsten anzusehen, das sich eratmend über einen Tisch der Fülle beugt, einen
Tisch von Blüten schwer und gesegnet mit Wildbret und Fasanen.
Und man möchte Lovis Corinth, dem Mann von 50 Jahren, der sich von tückischer
Krankheitsattacke glückhaft wieder erhoben, mit Liebermanns Schlußwon (zur Katalog-
einleitung) ein „Prosit" zurufen und guten Appetit, recht lange noch auf alle die guten
Dinge dieser Erde: _
Wer zu seiner Mutter, der Natur, SlCh hält,
Findet im Stengelglas wohl eine Welt. F. P.
ARISER AUSSTELLUNGEN. Die „Societe Internationale de Peinture et
de Sculpture" ist eine durch ihren dreißigjährigen Bestand beinahe ehrwürdig gewor-
dene Gesellschaft. Sie vereinigt, unter dem Präsidium des bekannten Pariser Malers
Carrier-Belleuse, durchaus Namen von Künstlern, welche es verstanden haben, sich in
der Kunstwelt und in der Gesellschaft eine Stellung zu schaffen und dieselbe zu bewahren.
Für die ultramodeme, jüngere, stets nach neuen Effekten strebende Kunstwelt läge
hierin schon ein gewisser Tadel und Verdacht von allzu bereitwilligen Konzessionen an den
Geschmack des kaufenden Publikums. Wie immer man hierüber denken mag, so steht es
trotzdem unzweifelhaft fest, daß die Societe Internationale eine Summe von solidem,
abgeklärtem Können darstellt, wie man sie nicht leicht selbst auf viel umfangreicheren Aus-
stellungen Endet. Der große Saal von Georges Petit ist hierfür ein sehr geeigneter Rahmen,
und der Gesamteindruck dieser Ausstellung ist durchwegs vornehm und harmonisch.
Der Ehrenplatz wurde diesmal einem großen Porträt von Laszlo eingeräumt: Gräfin
OrloH-Davidol? mit ihrer Tochter. Die Manier des Meisters weist die gewohnten Eigen-
schaften auf.
Felix Borchardts Männerporträte zeichnen sich stets durch eine kräftige charakter-
volle Darstellung aus. So auch diesmal sein Porträt des Barons von Königsbrunn. In seinen
Landschaften finden wir eine ganz andere Technik, etwas Zartes, Duftiges, und diese Viel-
seitigkeit des Könnens macht dem Künstler alle Ehre.
Die eleganten Pariserinnen von Andre Brouillet sind alle mit dem konventionellen
Schönheitsideal ziemlich verwandt. Sie haben viel „Chic", hübsche Farben, es sind gefällige
Darstellungen, die jedenfalls zur Zufriedenheit ihrer Besteller ausgefallen sind. Wir sehen
hier außerden Porträten von Madame B. und der Korntesse d'A. noch ein liebliches Genrebild,
eine äußerst elegante Gestalt eines jungen Mädchens inmitten einer blühenden, sonnigen
Wiesenlandschaft. Ebenfalls ein reizendes junges Mädchen, in einem eleganten Interieur
mit Blumen tändelnd, ist von Delachaux. Zwei gute Männerporträte und ein Frauenbildnis
von G. P. Laurens verdienen alle Achtung. Von Frederic Lauth fällt besonders ein rot-
haariger Kinderkopf auf. Man bewundert auch seine fein gestimmten Skizzen aus Spanien
und der Provence. Spanischen Typen hat sich diesmal Henri Zo gewidmet. Seine „Femme
18'