andere auftauchen werden. Aber auch mit den bis jetzt bekannten Stücken
ist ein ausgiebiges und gesichertes Material gewonnen, um sich sowohl über
die technischen als über die chronologischen Fragen ein Urteil zu bilden.
Der wichtigste Punkt ist auch hier wieder die Datierung, die bisher
etwas unsicher war, weil die literarischen Behelfe, die dazu dienen können,
wenig beachtet sind.
Peter Ugelheimer," Sohn des gleichnamigen Vaters, stammte aus
Frankfurt am Main. Er ging nach Venedig und schloß mit seinem Landsmann
Johann Rauchfaß, der sich zumeist in Frankfurt aufhielt, eine Handelsgesell-
schaft; beide vereinigten sich dann mitJenson; die Firma hieß NicolausJenson
und Comp. Rauchfaß starb schon 1478 und Ugelheimer zahlte dessen Erben
1400 Goldgulden in Jahresraten von 200 Gulden aus; 1483 Samstag nach
Ostern (5. April) war er dieser Verpflichtung ledig. Dann gründete er mit
dem schon durch zwei vorher bestandene Kompagniegeschäfte erfahrenen
Johann von Köln ein Bücherverlagshaus, das in den folgenden zwei Jahren
zahlreiche Werke auf den Markt brachte. Sein Betrieb war sehr umfassend,
seine Bedeutung groß. Repräsentanten und Agenten der Gesellschaftbefanden
sich in Mailand, Verona, Cremona, Perugia und wohl noch an andern Orten."
Jenson starb schon im September 1480. Er scheint dem Ugelheimer sehr
zugetan gewesen zu sein,"""" denn er war sein Gevatter und hinterließ ihm
die Patrizen seines Typenmaterials. Ugelheimer hielt sich bis 1485 in
Venedig auf und übersiedelte in diesem Jahre nach Mailand, wo er Verbin-
dungen mit Druckern und Buchhändlern aufrecht hielt, besonders mit
deutschen. Sein Testament ist vom 16. Dezember 1487, er starb vor
September 1488. Die von Johann von Köln zusammengebrachte Gesell-
schaft, deren Druckerzeichen berühmt war und in Venedig überall nach-
geahmt wurde, 1 bestand noch im Jahre 1487. Eine Anzahl von Drucken
stellte für sie vom Januar 1481 angefangen Johann I-Ierbort von Seligenstadt
her. Im Testament werden von Ugelheimer die Bücher und die Druck-
einrichtung seiner Witwe vermacht, seinem Bruder Philipp ist ein Haus in
Frankfurt zugewiesenrH- Von seinem großen Vermögen geben die andern
Verfügungen des Erblassers eine Vorstellung: 100 Dukaten waren für
sein Leichenbegängnis ausgeworfen, 10 Dukaten wurden der Fabrica des
Doms, je 100 Dukaten seinen drei Schwestern, die in Deutschland Nonnen
waren, 500 Dukaten seinem Bruder Philipp, 100 Dukaten der Susanna
de Busti und 25 Dukaten dem Francesco de Marano zugewiesen. Zu
" Em. Motta in der Rivistn stor. ital. vul. l, Torino 1884. S. 250 ff; ders. im Archivio stor. Lomhardo
Serie III, vol. m, Milano 1898, S. 47; G. Ludwig, Conrratti fra lo stampador Zuan di Colonia ed i suoi socii,
Venezia xgoz.
"' Über diese Verhältnisse sind wir durch die Verlassenschnfts- und Prozeßnkten nach Peter Ugelheirner,
die sich im Staatsarchiv zu Mailand belinden, unterrichtet; vergleiche Motta, Rivisu a. a. O.
'" Demetrio Marzi bezeichnet ihn als prediletto di Niccolb (jenson); vergl. S. 4:4 der Festschrift zum
50ojährigen Geburtstage von Johnnn Gutenberg, Mainz xgoo. 4'.
1- Vgl. die Abbildungen bei Paul Kristeller, Die italienischen Buchdrucker- und Verlegerzeichen bis 1525,
Strußburg, 1893. Pol.
H Das Testament ist nbgedruckt von Motta in der Rivistn a. a. 0. S. 26911, Doc. XI.