förmigen Stempel treten immer paarweise auf, voneinander divergierend,
indem sie die Muschelstempel entweder fiankieren oder darüberstehen.
Die halbmondförmigen Stempel sind mit Gold ausgemalt, die muschel-
förmigen durchwegs blind gedruckt. Vom Detail geben die in Fig. g bis II
gebotenen Reproduktionen nach Photographien in natürlicher Größe eine
deutliche Vorstellung.
Gegen die Annahme, der Dekor der Ugelheirner-Bände sei in Venedig
entstanden, hat sich nur eine Stimme erhoben. Der um die Bereicherung
unserer Kenntnis von orientalischen Einbänden sehr verdiente Dr. F. R.
Martin hat in dem Prachtwerk über die Münchner orientalische Aus-
stellung" den hier in Fig. 4 abgebildeten Band gleichfalls abgebildet und
sagt im beschreibenden Text dazu: „Europäischer Bucheinband, dessen
Außendeckel den Innenseiten eines orientalischen Einbandes ausgeschnitten
sind. Dieser Einband ist sicherlich Herater Arbeit von etwa 1450, in Leder
ausgeschnitten und auf farbigem Grund aufgeklebt. Einige Medaillons nach
römischen Münzen in Lederpressung sind späterhin in dieses orientalische
Muster eingefügt worden." Dieser Ansicht wird man jedoch nicht beizu-
pflichten vermögen.
Erstens ist weder hier noch bei den andern drei Bänden eine Spur
davon vorhanden, daß die Deckelverzierung nicht ursprünglich für die
darunter befindlichen Deckel bestimmt, sondern von irgend welchen orienta-
lischen Bänden herübergenommen wurde. Dies läßt sich trotz der zum Teil
ganz unzureichenden Restaurierung des Lederwerks in späterer Zeit mit
Sicherheit sagen.
Zweitens, die vier auf Pergarnent gedruckten Werke, um die es sich
handelt, haben fast gleiches Format; drei davon tragen Lederdurchbruch-
arbeit auf Vorder- und Hinterdeckel. Es hätte also, wenn Martins Annahme
richtig wäre, nicht nur ein orientalischer Band, sondern es hätten drei
Bände, und zwar gerade von diesem im Orient nicht gerade beliebten Folio-
format und alle mit kostbaren Verzierungen ausgestattet, damals zusammen
in einer Hand in Venedig existieren müssen, um zum Schmuck der Ugel-
heimer-Bände zerstört zu werden. Das klingt alles höchst unwahrscheinlich.
Drittens, der Stil des Dekors als solcher muß Bedenken erwecken. Die
auf allen vierBänden mehr oder weniger hervorstechende Manier, das Mittel-
feld in eine oder mehrere rechteckige, teils leere, teils verzierte ineinander
gesetzte Rahmen einzuschließen, ist durchaus italienisch, widerspricht
jedoch dem Stil der Orientalen. Darüber aber, daß die Mittelfelder nicht
etwa ausgeschnitten und appliziert wurden, sondern mit dem sie umgeben-
den Leder aus einem Stücke sind, kann ein Zweifel nicht obwalten.
Viertens, die Medaillenabdrücke wurden nicht erst später in das durch-
brochene Leder eingesetzt, sondern der Raum für sie war schon ursprünglich
im Gesamtentwurf vorgesehen. Dies zeigt ganz unzweifelhaft der Band von
Fig. 6 und 10. Denn die dort leer erscheinenden KreisBächen hängen aufs
' Meisterwerke muhammedanischer Kunst I, München rgu, Text zu Taf. 20.