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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 3)

förmigen Stempel treten immer paarweise auf, voneinander divergierend, 
indem sie die Muschelstempel entweder fiankieren oder darüberstehen. 
Die halbmondförmigen Stempel sind mit Gold ausgemalt, die muschel- 
förmigen durchwegs blind gedruckt. Vom Detail geben die in Fig. g bis II 
gebotenen Reproduktionen nach Photographien in natürlicher Größe eine 
deutliche Vorstellung. 
Gegen die Annahme, der Dekor der Ugelheirner-Bände sei in Venedig 
entstanden, hat sich nur eine Stimme erhoben. Der um die Bereicherung 
unserer Kenntnis von orientalischen Einbänden sehr verdiente Dr. F. R. 
Martin hat in dem Prachtwerk über die Münchner orientalische Aus- 
stellung" den hier in Fig. 4 abgebildeten Band gleichfalls abgebildet und 
sagt im beschreibenden Text dazu: „Europäischer Bucheinband, dessen 
Außendeckel den Innenseiten eines orientalischen Einbandes ausgeschnitten 
sind. Dieser Einband ist sicherlich Herater Arbeit von etwa 1450, in Leder 
ausgeschnitten und auf farbigem Grund aufgeklebt. Einige Medaillons nach 
römischen Münzen in Lederpressung sind späterhin in dieses orientalische 
Muster eingefügt worden." Dieser Ansicht wird man jedoch nicht beizu- 
pflichten vermögen. 
Erstens ist weder hier noch bei den andern drei Bänden eine Spur 
davon vorhanden, daß die Deckelverzierung nicht ursprünglich für die 
darunter befindlichen Deckel bestimmt, sondern von irgend welchen orienta- 
lischen Bänden herübergenommen wurde. Dies läßt sich trotz der zum Teil 
ganz unzureichenden Restaurierung des Lederwerks in späterer Zeit mit 
Sicherheit sagen. 
Zweitens, die vier auf Pergarnent gedruckten Werke, um die es sich 
handelt, haben fast gleiches Format; drei davon tragen Lederdurchbruch- 
arbeit auf Vorder- und Hinterdeckel. Es hätte also, wenn Martins Annahme 
richtig wäre, nicht nur ein orientalischer Band, sondern es hätten drei 
Bände, und zwar gerade von diesem im Orient nicht gerade beliebten Folio- 
format und alle mit kostbaren Verzierungen ausgestattet, damals zusammen 
in einer Hand in Venedig existieren müssen, um zum Schmuck der Ugel- 
heimer-Bände zerstört zu werden. Das klingt alles höchst unwahrscheinlich. 
Drittens, der Stil des Dekors als solcher muß Bedenken erwecken. Die 
auf allen vierBänden mehr oder weniger hervorstechende Manier, das Mittel- 
feld in eine oder mehrere rechteckige, teils leere, teils verzierte ineinander 
gesetzte Rahmen einzuschließen, ist durchaus italienisch, widerspricht 
jedoch dem Stil der Orientalen. Darüber aber, daß die Mittelfelder nicht 
etwa ausgeschnitten und appliziert wurden, sondern mit dem sie umgeben- 
den Leder aus einem Stücke sind, kann ein Zweifel nicht obwalten. 
Viertens, die Medaillenabdrücke wurden nicht erst später in das durch- 
brochene Leder eingesetzt, sondern der Raum für sie war schon ursprünglich 
im Gesamtentwurf vorgesehen. Dies zeigt ganz unzweifelhaft der Band von 
Fig. 6 und 10. Denn die dort leer erscheinenden KreisBächen hängen aufs 
' Meisterwerke muhammedanischer Kunst I, München rgu, Text zu Taf. 20.
	        
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