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spekte einen Blick in
die Weite vortäuschen
sollten.
Oft kommt bei
kleineren Anlagen eine
naive Freude an Spie-
lereien. allerleiWasser-
scherzen und Vexier-
spielen zum Ausdruck.
So zu Hellbrunn bei
Salzburg.
Unzählige Barock-
gärten von bescheide-
nen Dimensionen sind
indes wahre Schatz-
kästlein verfeinerten
Geschmackes. So der
Garten des Mirabell-
schlosses in Salzburg.
soweit er die alte An-
lage noch erkennen
läßt, der Schwarzen-
berg- und der Belve-
deregarten in Wien,
die ihr ursprüngliches
Aussehen noch ziem-
lich bewahrt haben,
und viele andere bis
zu den einfachsten bür-
gerlichen Hausgärten. Strenge künstlerische Geschlossenheit und oft auch
außerordentlich feine Stimmungselemente, woran allerdings auch ihr Alter
einen bedeutenden Anteil hat, sind diesen Gärten eigen, deren bescheidene
und doch charaktervolle Lusthäuschen heute noch den Mittelpunkt familiärer
Geselligkeit bilden.
Indem wir vom Höhepunkte der Ausgestaltung des architektonischen
Gartenstils, um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts, herabsteigen, sehen wir
das Gartenwesen in eine neue interessante Entwicklungsphase treten.
Deutlicher als jemals zeigt sich der enge Zusammenhang der Garten-
kunst mit der allgemeinen geistigen Strömung. Besonders in England und
Deutschland liegen die vielen Beziehungen zur gleichzeitigen Literatur und
zum allgemeinen Gefühlsleben oHen zutage.
Ein allgemeines Freiheitssehnen lehnt sich auch gegen allen Zwang im
Garten auf, gegen die „Unnatur", die man als etwas ganz Unerträgliches
zu empfinden begann. Wie der Mensch, so sollen auch die Bäume in Frei-
Amtshausgarten in Sonning (nach Tipping)
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