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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 12)

schlechterdings gar nicht oder nur höchst mangelhaft nachgeahmt werden 
können; dass ferner manches Verfahren der Jetztzeit seinen Vorzug nur 
darin besitzt, dass es die Massenerzeugung eines Dinges, wenn auch auf 
Kosten der Vollkommenheit, ermöglicht, gleichzeitig aber auch 
diese Massenerzeugung zur Bedingung macht, so lässt sich 
hiedurch allein schon auf zahlreiche Fälle hindeuten, in welchen eine 
Rückkehr zu guten alten Werkweisen von unberechenbarem Vortheile 
sein kann. Es treten ja an den Kunstbeflissenen auch heute noch Auf- 
gaben heran, welche man nicht im Dienste der wandelbaren Forderungen 
des Großvertriebcs löst. In solchen Fällen bieten die einfachsten tech- 
nischen Verfahren oft das Beste und Nützlichste. Altbewährte Zusammen- 
stellungen stolflicher Mittel, mit Geschick neu eingeführt, lassen ferner 
manch" glückliche Formen- und Farbenwirkung entstehen, die in unserer 
Zeit um so fremder geworden ist, je mehr man sich allenthalben bestrebt, 
Werkweisen zu fördern und Materien in Mode zu bringen, mit welchen 
sich nAlles machen lässtu. Endlich mag aber auch der moderne Kunst- 
technilter bei der Durchforschung der Schätze der Vorzeit zu seinem 
Nutzen die Entdeckung machen, dass er im Besitze der Mittel sei, manche 
sonst nur unter schwierigen Umständen zu bewältigende und aus diesem 
Grunde nur selten gelöste Aufgabe spielend durchzuführen. 
Solche Studien alter Kunstlibungen sind nun freilich nur unter ge- 
wissen Voraussetzungen von wahrem, ungeschmälertem Nutzen. Sie sollen, 
wenn anders damit der rechte Zweck erreicht werden soll, nicht als 
bloßes Mittel betrachtet werden, Copien rarer Sammlungsstlicke anzu- 
fertigen, nur um den Beweis zu erbringen, dass auch in der Gegenwart, 
angesichts so vielen Fortschritts, das gute Alte noch nicht ganz verlernt 
sei. Es wäre vielmehr von großer Wichtigkeit, dahin zu streben, die alt- 
erprobte Mache den Bedürfnissen unserer Zeit entsprechend angepasst 
zu verwenden und solchergestalt das, was die Altvordern nach bester 
Kraft geübt, zu neuem Leben erweckt weiter zu benützen. Ein solches 
Vorgehen wird noch durch einen besonderen Umstand unterstützt: durch 
denjenigen, dass mit jedem neu aufgegrilienen Verfahren sich der Ausblick 
auf ein reiches fruchtbringencles Arbeitsprogramm leicht öffnet, während 
bei der, herrschenden modernen Methode, zu bestehenden idealen Pro- 
jecten hinterher die zur Realisirung nothwendigen technischen Behelfe zu 
suchen, viele, oft ungeahnte Schwierigkeiten zu Tage treten. 
Es soll in Folgendem der Versuch gemacht werden, stichproben- 
weise auf einige wenige Beispiele nachahmenswerther Kunstweisen hin- 
zudeuten, welche entweder, weiter zurückliegenden Perioden angehörig, 
der Vergessenheit anheimgefallen sind oder, wenngleich in der Jetztzeit 
unter gewissen Umständen geübt, keine wünschenswerthe Ausdehnung 
erhalten haben. 
Zu den gänzlich verloren gegangenen oder nur Wenigen bekannten 
Techniken gehören einige Abarten der so mannigfaltig variablen Emailkunst.
	        
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