sitzen. Unten folgende Inschrift eingeschnitten: Adam Lenckhart sculptor
fecit anno 1642. Auf schwarzem Untersatz. Höhe 1571m. Bedauerlicher-
weise ist die Gruppe jetzt unauffindbar, sie befindet sich weder in der im
Wiener Palais des Barons Alfons von Rothschild untergebrachten
Sammlung, noch konnte die Freiherrlich von Rothschildsche Intendantur
eruieren, wo dieselbe zurzeit aufgestellt ist. Hoffentlich wird es doch einmal
möglich werden, diese Elfenbeingruppe Lenckhardts zutage zu fördern.
Zweifellos ist sie identisch mit dem Parisurteil, das früher im Fürstlich
Liechtensteinschen Besitze war.
Mit diesen beiden Werken ist vorläufig die Liste der bekannten Arbeiten
Lenckhardts erschöpft. Eine Elfenbeingruppe des Wiener Hofmuseums aus
dem jahre 167g mit dem Monogramm „A L", die Schlosser (Werke der Klein-
plastik in der Skulpturensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses, II, Wien,
1910, A. Schroll u. Co.), Tafel XLVII, 3, abbildet und auf Grund des Fleischer-
schen Buches dem Lenckhardt versuchsweise zuschreibt, kommt aber für
ihn nicht in Betracht, weil der Meister schon 1661 gestorben ist. Daraus
erklärt sich auch, daß sie mit unserem heiligen Sebastian, den Schlosser
gleichfalls anführt, nur wenig Vergleichungspunkte bietet. Als Lehrer oder
Werkstattgenosse des aus Würzburg stammenden Lenckhardt während der
Lehr- oder Wanderjahre könnte allenfalls der rätselhafte Jacobus Agnesius
Caluensis von 1638 in Betracht kommen, der sich derartig auf einer Elfen-
beingruppe mit der Schindung des heiligen Bartholomäus signiert. Diese
Gruppe (Museum zu Albi) tauchte auf der retrospektiven Abteilung der
Pariser Weltausstellung von 1900 auf (abgebildet Gazette des Beaux-Arts
1900, I, S. 493), und die Figur des Heiligen ähnelt sowohl stilistisch als
technisch dem Sebastian des Lenckhardt, wenigstens soweit die Reproduk-
tion es erkennen läßt. Christian Scherer (Elfenbeinplastik S. 74) deutet die
Ortsbezeichnung des Meisters Agnesius als aus Calw in Schwaben stammend.
Hoffentlich geben weitere Nachforschungen Aufschluß über die ver-
schollenen Werke des Lenckhardt aus Liechtensteinschem Besitze, die sich
wohl einmal in öffentlichen und privaten Sammlungen finden dürften.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 54b VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN 50
DER NEUBAU DES STADTMUSEUMS IN WIEN. Die viel umstrittene
Frage der Errichtung eines städtischen Museums in Wien hat durch Wahl eines
Bauplatzes auf der Schmelz eine neue Wendung erhalten.
Auch die Aufgabe selbst erfuhr eine Veränderung, weil durch die Größe der zur
Verfügung gestellten Fläche - sie ist heute noch durch den alten Schmelzer Friedhof
okkupiert _ eine Ausdehnung des Programms auf eine künftige moderne Galerie und
Gartenanlagen gegeben war. Die Aufstellung von Grabdenkmälern des alten Friedhofes und
von Kapellen ergab einen weiteren Zuwachs an Forderungen. Schließlich bildet die Nähe
großer Vorstadtmiethäuser und die Situierung der Baufläche zu den vorhandenen Ver-