jüngeren Künstlergeneration und zeigt in einigen größeren Ernailplatten, in dekorativen
Temperastudien einen reichen und kräftigen Farbenreiz, eine groteske Linienführung, die
starke persönliche Veranlagung zu dekorativen Wirkungen bergen. Seine Entwicklung -
clurch Krankheit unterbrochen -- wird hoffentlich wieder zum Aufstieg führen, den er so
verheißungsvoll begonnen hat.
KLEINE NACHRICHTEN S0
MANNHEIM. DIE AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KÜNSTLER-
BÜNDES. Fragt man, was den Ausstellungen des Künstlerbundes Sinn und
Besonderheit in jedem Jahre neu verleiht, so sind es zwei Umstände, die ihnen stets
i Interesse zuwenden. Zum ersten ist der Bund eine Vereinigung aller Künstler von Qualität
in Deutschland: daher das hohe Niveau, das jedes Jahr wiederkehrt, die achtunggebietende
Repräsentation der Besten, Anerkannten. Zum andern aber lockt der Villa Romana-Preis
mit seinem freien Aufenthalt in Florenz und den 2000 Mark Jahreszuschuß regelmäßig die
jungen Talente an, in den Lichtkreis breiter Öifentlichkeit zu treten; und so findet all-
jährlich eine Blutauffrischung und eine Umschau unter dem hoffnungsvollen Nachwuchs
statt, den eine weitherzige, wenn auch auf Qualität bedachte Jury neben ihren eigenen
ausgereiften Werken gewähren läßt.
Als drittes Moment kommt diesmal in der Mannheimer Kunsthalle, die dem Bunde
gastfreundlich eingeräumt worden ist, als ernster Prüfstein und als Bindeglied mit der
Tradition der großen Malereihinzu die Vergangenheit, das XIX. Jahrhundert. Der große
repräsentative Oberlichtsaal ist mit den 26 besten Gemälden des jungen Museums gefüllt,
und es verdient die höchste Anerkennung, was der Museumsleiter Dr. Wichert hier in
nur drei Jahren geleistet hat. Denn diese Auswahl aus seinen Sammlungen bedeutet nicht
nur die Vertretung der größten Meister der spezifischen Malerei im XIX. Jahrhundert, von
Delacroix bis van Gogh und I-Iodler, sondern eine programmatisch abgekürzte Übersicht
über die Entwicklung der großen Malerei seit hundert Jahren überhaupt in wahrhaft
mustergültigen Stücken. Es ist ein Zeichen rastloser Energie und echter Kennerschaft,
wenn Wichert das in so kurzer Zeit und unter den bei uns leider üblichen heftigen Wider-
ständen gelungen ist; man sieht in diesen jetzt in einem Raum versammelten Meister-
werken die Erfüllung langer Entwicklungsreihen und zugleich den Beginn von neuen, die
sich in unsere Zeit hinein bis zu den Jüngsten fortsetzen; eine so treffliche Gelegenheit
trifft man nicht so bald wieder in Ausstellungen!
Die Meister des Künstlerbundes sind fast alle würdig vertreten; Hodler und Trübner
sogar mit besonderen Sälen, von denen der l-lodlersche mit der heiteren Farbigkeit und
Helle seiner späteren Bilder einen besonderen Zauber ausübt. Von Klimt bis Liebermann,
von Kalckreuth bis L. von l-Iofmann sind die Größen unserer Kunst versammelt; besonders
gut mit neuen Stücken L. Corinth. Und ebenso der Nachwuchs, der es mit seinen
Leistungen bereits zu Ehren gebracht hat und den Impressionismus in verinnerlichter
Weise fortbildet: die Berliner Beckmann, Meid, Waldemar Rösler, Theo von Brockhusen;
die Münchner Weißgerber und Caspar (dem der Villa Romane-Preis zufiel): alle eint sie
eine Art neuer Ekstase, ein Ideal von seelisch tieferem Klang.
In ihrem Sinne einer Veredlung des Impressionismus wirkt dann ein sehr wesent-
licher Teil der Jüngsten: ja auf dieser Ausstellung scheinen ihnen sogar die stärkeren
Persönlichkeiten anzugehören. Das kommt zum Teil freilich daher, daß von der Gegen-
partei die besten Namen fehlen (infolge von Mißverständnissen, scheint es): so Nolde wie
Kokoschka, Schiele, Rohlfs wie Huber, Nauen, Marc.
Unter den Neu-Irnpressionisten ragen als die stärksten Talente hervor: Dietze mit
vielseitigem Können, Heckendorf mit leidenschaftlich begriffenen Landschaften, Krayn mit
ungemeiner Kraft moderner Symbolik. Mehr in Beckmanns Art: Max Neumann und
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