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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 59)

linden es dagegen fast momentan verändert und gefärbt, wenn Sie blaues Lieht 
darauf fallen lassen. 
Wenn man nun findet, dass dasselbe Präparat vom Kerzenq Lampen- oder 
Gaslicht nicht verändert wird, dass es sich dagegen ebenso schnell wie im Sonnen- 
licht zersetzt, wenn es von dem Licht eines brennenden Aluminiumdrahtes bestrahlt 
wird, so ist der Schluss sehr zwingend, wenn wir sagen, dass das Kerzen-, Lampen- 
und Gaslicht keine blauen Strahlen enthält, denen diese Wirkung in hohem Grade 
zukommt, dass sie dagegen im Licht der Sonne und des Aluminiums reichlich vor- 
handen sein müssen. 
Noch rascher als blaues, wirkt violettes Licht auf das Chlorsilber, sehr schwach 
das rothe, fast gar nicht das gelbe. 
Ja, eigentlich kommen die schnellsten und intensivsten Wirkungen des 
Sonuenlichtes Strahlen zu, die wir gar nicht mit unserem Augenapparat wahrnehmen 
können, die im Spectrum ausserhalb des Blau liegen und deren Existenz wir 
blos durch solche und ähnliche Wirkungen, wie z. B. die der Fluoresuenz, ersehliessen 
können. 
Es gibt also ein Licht, fragen Sie, welches wir gar nicht sehen oder em- 
pfinden können? und widerspricht dann ein unsichtbares Licht nicht geradezu dem 
Begriff des Lichtes? 
Nicht so ganz. Das Licht ist nicht, wie man früher annabm, etwas Stoiflicbes, 
Materielles, sondern wie man jetzt mit grosser Sicherheit behaupten kann, eine 
Bewegungsform, ein ewiges Erzittern einer nicht unter den Begriif der Materie 
fallenden Substanz von höchster Elasticitiit, die den ganzen Weltraum erfillt, die 
alle Körper, oder noch besser, die letzten denkbaren kleinsten Theilchen aller 
Körper, ihre Atome also, umgibt, und da die Atome der Körper selbst, wie wir 
glauben, auch wenn sie so dicht gelagert scheinen, wie in einem Stück Glas oder 
Eisen, immer noch Zwischenräume zwischen sich haben, diese die Körper selbst 
durchdringt. 
Diesen Aether, diese Flüssigkeit muss man sich nun selbst wieder als ans 
Atomen bestehend vorstellen und wenn man sich alle optischen Erscheinungen 
genügend erklären will, annehmen, dass sich diese Aetheratome abstossen, während 
wir durch die Erscheinungen des Chemismus namentlich wissen, dass sich die 
Atome der Materie anziehen. Zum Dritten aber besteht wieder eine Anziehung zwischen 
Aetheratomen und Körperatomen und die Folge davon ist, dass der Aether wie 
eine Hülle oder Sphäre jedes körperliche Atom umgibt und damit ein System von 
Kräften repräsentirt, mit dem das Atom einem zweiten gegenüber in die Erschei- 
nung tritt. 
Der Aether nun, sagte ich, ist in einer zitternden Bewegung begriifen, 
deren letzte Ursache unergründlich ist. Wer sie wüsste, wüsste das Geheimniss 
der Schöpfung. Aber sie besteht, und es liegt in der Natur jeder Bewegung, 
dass sie sich einem zweiten und anderen Körpern überhaupt mittheilen, ihn aus 
seiner Gleichgewichtslage bringen kann. Diese Bewegung erreicht also auch die 
Nerven unseres Auges, inducirt auch in ihnen eine Mitbewegung, reizt sie, und 
wir sehen. 
Allein diese Bewegung des Aethers, ist von verschiedener Schnelligkeit, 
und diese Verschiedenheit der Schnelligkeit ist es, welche wir als Farbe em- 
pünden. 
Unsere Vorstellung erlahmt, wenn wir versuchen wollten, uns von der Ge- 
schwindigkeit ein Bild zu machen, mit welcher die Aetheratome so vibriren oder 
schwingen. 
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