Gruppe Y.
Textil- und Bekleidungs-Industrie.
Fabrikation von Kunstwolle und Kunstbaumwolle.
In der Neuzeit hat die gesteigerte Verwendung der sogenannten Kunst- oder Renais
sance-Wolle den Arbeitskreis der Frauen erweitert.
Die Hadern, welche den Ausgangspunct der neuerlichen Verwendung der schon
gebrauchten Wolle bilden, sind zunächst zu reinigen. Einen Theil davon besorgt die
Maschine, der menschlichen Hand obliegt aber das Entfernen der Baumwoltnähte u. dgl.
Hierauf sind die Hadern nach Farbe und Feinheit zu sortiren.
Die Anforderungen in Bezug auf Kraft und Aufmerksamkeit sind bei diesem Sortiren,
gleich jenen bezüglich der natürlichen Wolle bemerkten, doch zählt dieser auf die Kunstwolle
ausgedehnte Arbeitsprozess zu den unangenehmsten und widrigsten. Unreinigkeiten dürften
ihn manchmal vielleicht sogar gesundheitsschädlich machen.
Der Natur der Arbeit nach können alle Altersclassen verwendet werden; die niederen
zum Zerschneiden, Loslösen der Nähte, die höheren und geübteren zum Sortiren.
Der Verdienst beträgt 3 fl. bis 3 fl. 50 kr. per Woche.
Noch neueren Datums ist die mit dem vorstehenden Industriezweige innerlich ver
wandte Erzeugung von Kunst- oder Renaissance - Baumwolle, einem im Handel unter dem
Namen „Flug“ vorkommenden Artikel. Das Materiale bilden auch hier Hadern, alte
Strümpfe, Fäden, zerrissenes Garn u. s. w.
Das Product findet Verwendung als Schussgarn, zur Herstellung von Watta, Bett
decken u. s. w. Auf einer Maschine werden in der Stunde 10 bis 20 Wr. Pfd. hergestellt.
Verwendet werden Mädchen von 14 Jahren aufwärts. Der wöchentliche Verdienst
beträgt 4 bis 5 fl.
Streichg-arn-Industrie.
In der Streichgarn-Industrie, deren Erzeugnisse in Tuchen und Modestoffen bestehen,
fallen dem weiblichen Geschlechte folgende Arbeiten zu:
1, Sortiren der Wolle.
Dieser Arbeitsprozess, der ausschliesslich Gegenstand der Handarbeit ist, hat zur
Aufgabe, die nach Feinheit, Kräuselung, Länge und Farbe schon im einzelnen Vliesse,
noch mehr aber in einer ganzen Parthie verschiedene Wolle nach den durch die Beschaf
fenheit des herzustellenden Stoffes bedingten Anforderungen zu theilen, in entsprechenden
Sorten zu sammeln und gewisse Verunreinigungen derselben, wie z. B. durch grössere
Kletten u. s. w., zu entfernen.