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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 6 und 7)

dem Riemenschneider nicht nur den Creglinger Altar, sondern die ganze 
Gruppe mit ihm verwandter Bildwerke (also die beiden andern bis auf 
Augen und Lippen unbemalten Altäre im Taubergrund, ferner das Ehepaar 
im South-Kensington-Museum und die Köpfe von Adam und Eva ebenda) 
absprach und sie einem von Riemenschneider zu sondernden „Meister des 
Creglinger Altars" zuschrieb. Die fortschreitende Forschung hat diese 
Trennung verworfen und dem Werke Riemenschneiders das (Euvre des 
Meisters vom Creglinger Altar hinzugefügt. Gerade mit dem letzteren aber 
ist der Kefermarkter Altar stilistisch verbunden, und darauf bezog sich 
meine Äußerung. Die Verwandtschaft der männlichen Kopftypen der Kefer- 
markter Reliefs mit jenen des Creglinger Altars, vor allem aber des Heiligen- 
blutaltars in Rothenburg, ist gar nicht zu verkennen; hier wie dort „lang- 
gezogene Gesichter mit vorspringenden Backenknochen, etwas eingefallenen 
Wangen, starkem Kinn, regelmäßiger, kräftiger Nase, vollem gelockten oder 
welligen Haar". Oder man vergleiche die Riemenschneidersche Wand- 
gruppe der Anbetung des Christkindes durch einen der heiligen drei Könige 
(Nürnberg, Germanisches Museum; abgebildet bei Josephi, Nr. 330) mit 
der entsprechenden Gruppe im Anbetungsrelief des Kefermarkter Altars; 
wie weit geht da die Übereinstimmung. 
Daß verschiedene Hände an dem Riesenwerk des 13 Meter hohen Altars 
tätig waren, versteht sich von selbst; daher dürfen die sicher nicht eigen- 
händigen Bestandteile, vor allem die Figuren im Giebel, nur mit Vorsicht 
zur stilistischen Bestimmung mit herangezogen werden. Um so mehr, als 
mir immer wahrscheinlicher wird, daß die heutige Form des Giebels mit der 
ursprünglichen gar nicht mehr identisch ist (vergleiche darüber Oberchristl, 
Christliche Kunstblätter, 1913, Seite 34). Schon darum empfiehlt es sich, aus der 
Form des Giebels nicht so weitgehende Schlüsse zu ziehen, als Halm es tut. 
Wenn wir uns aber auf die fünf „eigenhändigen" Schnitzwerke am Altar 
(die drei Statuen im Schrein und die Statuen Georgs und Florians) 
beschränken und uns fragen, wer in Deutschland um und nach 1500 eine 
derartige Virtuosität des Schnitzmessers erreicht hatte, wie sie hier prunkt, 
so kommen nur Riemenschneider und Veit Stoß in Betracht. Für Riemen- 
schneider spricht vor allem der bewußte Verzicht auf die farbige Fassung, 
der eben aus jener technischen Virtuosität, die ihre Künste unverhüllt zeigen 
will, hervorgeht. Daß die Altäre im Taubergrund von vornherein nicht für 
die farbige Fassung berechnet waren (wie Halm gerne annehmen möchte), 
geht schon daraus hervor (wie Bode mit Recht hervorhebt), daß ja Augen 
und Lippen (wie am Keferrnarkter Altar) farbig angegeben sind. 
Für Riemenschneider spricht ferner das Schwelgen des Schnitzmessers 
in der überreichen und ziervollen Durchführung der Prunkgewänder, des 
modischen Kostüms der Ritter, der luftig durchbrochenem Locken; ferner die 
schwächliche Haltung des heiligen Florian und der elegische Charakter 
dieser Figur wie der des heiligen Christophorus. Gegen ihn spricht (wie ich 
selbst betont habe) der volle rauschende Gewandstil der drei Mittelfiguren;
	        
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