und Gewerbekammer Kommerzialrat Dr. Pistor, Regierungsrat von Larisch, die kaiserlichen
Räte Angerer, Gerlach, Honetz und Wiesner (Prag), ferner Kommerzialrat Müller, die
Industriellen Rosenbaum, Scheibe, Stenz (Prag), Zelenka (Prag) und der Ausstellungs-
kommissär Oberinspektor Dobry erschienen waren. Bei dieser Gelegenheit wurden die
bisher geleisteten Vorarbeiten und das gesamte Ausstellungsprogramm eingehend
besprochen und die Ausstellungsbedingungen genehmigt. Österreich beteiligt sich an dieser
Ausstellung in einem eigenen Pavillon.
Die Internationale Buchgewerbeausstellung hatte zur Erlangung eines Plakates einen
Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem zirka 600 Entwürfe eingegangen waren. Unter den
Entwürfen fand sich jedoch nicht ein einziger, der allen Anforderungen entsprochen
hätte. Die Ausstellungsleitung hatte sich daraufhin mit Professor Tiemann in Leipzig in
Verbindung gesetzt und ihn mit dem Entwurf eines neuen Plakates beauftragt. Dieser
Entwurf ist so vollkommen gelungen, daß er einstimmig gewählt und als Plakat für die
Buchgewerbeausstellung erworben wurde. Das Plakat, das im Motiv durchaus originell ist,
zeigt einen Jüngling mit einer brennenden Fackel, der auf einem Greif, dem alten Buch-
druckerzeichen, durch die Lüfte zur Erde fliegt. Es ist in drei Farben gehalten und von
außerordentlich lebendiger Wirkung. Es zeigt unten den Text „Internationale Ausstellung
für Buchgewerbe und Graphik Mai bis Oktober" und oberhalb des Bildes die Worte
„Leipzig xgr4, unter dem Protektorat Seiner Majestät des Königs Friedrich August von
Sachsen". Professor Tiemann wird das Plakat eigenhändig lithographieren.
ADERBORN. Am 2x. Juni wurde unter dem Protektorat des Oberpräsidenten der
Provinz Westfalen in Paderborn eine Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung
eröffnet.
ARISER AUSSTELLUNGEN. Man hört in diesem Jahre über den Salon der
Nationalgesellschatt (im Grand Palais des Champs Elysees) mehr anerkennende als
abfällige Urteile. Das Durchschnittsniveau der ausgestellten Bilder steht vielleicht höher,
als im Vorjahre, und man findet auch eine ansehnliche Menge von vorzüglichen
Leistungen, in deren Anblick man sich gern vertiefen würde und die zu mehrmaligen
Besuchen anregen.
Antonio de la Gandara hat uns einen „Schlager" geliefert, den man eigentlich nicht von
ihm erwartete, da man bisher nur seine eleganten, aber etwas zu gezierten Frauenporträte
kannte. Sein „Don Quichotte" ist eine markante Leistung, eine poetisch-allegorische Dar-
stellung des Ritters von der traurigen Gestalt, ein Bild, welches zugleich geistreich und
ergreifend ist. Die vier Damenporträte von Läszlo sind als ein neuer Erfolg dieses Künstlers
zu bezeichnen. Es sind Damen aus der diplomatischen Welt oder der Pariser Gesellschaft.
In diesen Bildern finden wir eine solide Eleganz und nicht jenen hypermodemen Schick,
wie er zurn Beispiel von Boldini gepiiegt wird. Letzterer zeigt uns diesmal auch das
Porträt eines jungen hübschen Mannes, elegant bis zur Verschrobenheit! Gewisse brillante
Qualitäten des Meisters will ich hiermit gar nicht in Frage stellen, denn seine Bilder
haben trotz ihrer anatomischen Unwahrscheinlichkeiten immer etwas sehr Anziehendes.
Ein sehr ausdrucksvolles Frauenbildnis „La femme qui passe" und das Porträt der
Schauspielerin Lisette Cardoso sind vorzügliche Arbeiten von Bertieri. Sehr gut auch die
beiden Porträte von William Ablett und diejenigen des Engländers Glazebrook. Das sehr
gelungene Bild der Tänzerin Aida Boni, welches ich bereits anderweitig besprochen habe,
macht auch hier seinem Schöpfer, Guirand de Scevola, alle Ehre. Alle Achtung vor dem
entzückenden Frauenkopf von Lavery und seinem Bild der Tänzerin Pavlova in „La mort
du cygne". Aus der Serie der Porträtmaler ragen auch noch die Arbeiten von Viktor Scharf
und jene von Henri Rondel hervor.
Was nun die großen Dekorationsstücke betrifft, so ist die große Deckenmalerei
von Alfred Roll jedenfalls das Aufdringlichste in bezug auf Dimensionen und Farbe.
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