geschichtlich sehr bedeutsamer Gegenden dilettantischen Forschern anvertraut, denen
archäologische Liebhaberei über den allzustarken Mangel an kunstwissenschaftlicher
Bildung nicht hinweghelfen konnte. Ein Übelstand, der aber auch die besser und die ein-
wandfrei bearbeiteten Bände betrifft, sind die mangelhaften Illustrationen. Alles Dinge,
die vielleicht an beschränkten Geldmitteln liegen. Zu den wertvollsten Bänden der ganzen
Reihe gehört der neueste, der ehrwürdigen Kronkleinodien halber, die er behandelt und
ebensosehr durch seine präzise Arbeit und die meist guten Abbildungen.
Die Kroninsignien des Königreiches Böhmen sind in einer Kammer oberhalb der
St. Wenzelskapelle des Prager Domes verwahrt, eine eiserne Türe mit sieben Schlössern
schließt sie ab und sieben Schlüsselbewahrer haben ihre Schlüssel in Obhut. Zum letzten-
mal war die Kronkammer im Jahre x87: geöffnet worden, als weiland Kronprinz Rudolf
mit Kardinal Friedrich von Schwarzenberg die Kleinodien besichtigte. Als gelegentlich der
neuen Restaurierungsarbeiten und Nachgrabungen in der St. Wenzelskapelle eine Öffnung
der Kronkammer in Erwägung gezogen wurde, hat die archäologische Kommission der
böhmischen Kaiser Franz Joseph-Akademie Schritte unternommen, um eine Besichtigung
der Kroninsignien auch für wissenschaftliche Zwecke zu ermöglichen. Als nun im August
x91 x die Kronkammer erschlossen wurde, durfte eine kleine wissenschaftliche Kommission,
die aus den Verfassern des vorliegenden Bandes und dem Dombaumeister Hilbert bestand,
die Kleinodien in der Wenzelskapelle untersuchen. Leider haben die Herren Schlüssel-
bewahrer hierfür nur soviel Zeit übrig gelassen, als zur Reinigung der Kronkammer erforder-
lich war; in knapp anderthalb Stunden mußten die Objekte photographiert und untersucht
werden; bei den Schwierigkeiten, die beim Photographieren in dem ungünstigen Licht und
auf dem aufgegrabenen Boden der Kapelle sich ergeben mußten, kann der Kommission
zur wissenschaftlichen Untersuchung sehr wenig Zeit geblieben sein. So ist denn auch
die wissenschaftliche Erörterung auf einen Bericht über das Schicksal der Kleinodien, auf
eine Beschreibung der Objekte und die Reproduktion der alten und neueren Beschreibungen
beschränkt worden, eine kunstwissenschaftliche Erörterung der Kroninsignien, eine
Klarstellung ihrer Provenienz, müssen wir (ohne Schuld der Kommission) auch weiterhin
vermissen.
Dankbar wären wir für manche Detailaufnahme und für die Reproduktion des
Krönungsmantels gewesen, aber in Anbetracht der knappen Zeit, die den Sachverständigen
und dem Photographen damals zu Gebote gestanden hat, darf man nicht unbescheiden sein.
R. Ernst
LWIN SCHULTZ, DIE BILDENDEN KÜNSTE." Unter den zahl-
reichen Büchern, die sich die Einführung in die Kunstgeschichte zur Aufgabe machen,
hat das kompendiöse Handbuch von Alwin Schultz stets eine bevorzugte Stelle ein-
genommen. In präziser, klarer Weise werden hier dem Laien die grundlegenden Begriife
des Kunstschaffens klar gemacht. Eine übersichtliche Behandlung der Stilformen, der
Maler- und Bildhauerschulen und der wichtigsten Denkmäler bringt dem Leser das Wesen
der Kunstgeschichte näher und eine systematische Reihe kunstästhetischer und kunst-
technischer Abhandlungen lehrt ihn die inneren und äußeren Bedingungen kennen, unter
denen die Kunstentwicklung vor sich geht.
AUL KERSTEN, „DER EXAKTE BUCHEINBANDK" Die zweite,
vermehrte und verbesserte Auflage (xgxz), welche schon nach zwei Jahren seit dem
Erscheinen dieses höchst nützlichen Buches herauskam, hat sowohl textliche Ergänzungen
Dr. K. Vrba. Herausgegeben von der Archäologischen Kommission bei der böhmischen Kaiser Franz joseph-
Akademie für Wissenschaften, Literatur und Kunst.
" Die bildenden Künste. Eine Einführung in das Verständnis ihrer Werke. 3. Auflage der Einführung
in das Studium der neueren Kunstgeschichte von Alwin Schultz. Neu bearbeitet von Rudolf Bernoulli, mit 160 Ab-
bildungen. rgu. G. Freytag, Leipzig, F. Tempsky, Wien.
w" Verlag von Wilh. Knapp in Halle a. d. Saale.