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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

gemahnt an Aribos reich 
gezatteltes Bahrtuch. 
Aber wir lernen den 
Meister Heider noch von 
einer neuen Seite kennen. 
Er gibt uns ein wirkliches 
Bildnis, ein fast lebensgroßes 
Porträt (Abb. I0). Nicht 
steif und starr wie Aribo 
tritt uns Abt Simon gegen- 
über, sondern in lebens- 
voller, wenn auch ruhig 
lässiger Auffassung; durch 
die Stellung der Füße er- 
scheint der Körper leicht 
geschwungen. Der Kopf 
selbst offenbart wieder ganz 
die Metallarbeit, überall 
scharfe harte Züge ohne 
Übergänge, so daß er ge- 
genüber allen andern Tei- 
len des Werkes etwas 
Hüchtig und unvollendet 
erscheint. Immerhin aber 
ist die Persönlichkeit durch 
das Doppelkinn, die Lippen 
und die gut studierten Schläfen so genügend charakterisiert, um als Porträt 
angesprochen werden zu können. Ein geradezu köstliches Stück ist der 
Wappenhalter (Abb. 32). Wie er uns wirklich lächelnd aus seiner Gugel 
heraus anblickt und dabei seine feinen Zähnchen zeigt, will als ein selten 
prächtiges Beispiel profaner Kunst und seelischer Belebung seiner Zeit nicht 
minder vollbewertet werden wie die Wappenengel an der Aribo-Tumba. 
Farchers Grabstein überragt die Deckplatte des Aribo-Denkrnals künstle- 
risch kaum, denn die monumentale Starrheit des Pfalzgrafen glaubten wir 
auf eine bestimmte Absicht zurückführen zu sollen; die freier bewegte 
Haltung des Abtes möchte ich deshalb weniger als einen Fortschritt, 
sondern eher als eine neue Seite seines Könnens bezeichnen. Und müssen 
wir auch die Absicht, in dem Kopfe Farchers ein Porträt zu geben, ebenfalls 
als ein neues Problem des Meisters erachten, so erkennen wir in der Aus- 
führung doch zugleich die Grenzen seines Könnens. Man fühlt das Ringen 
mit der Natur; das Idealporträt Aribos zeigt bei völliger Gleichheit der 
Mache nichts von jener zwangvollen Plage. 
Nach der im wesentlichen einheitlichen Legende wäre zu schließen, daß 
der Grabstein erst nach dem Tode des Abtes errichtet wurde. Dagegen 
 
Abb. m. Vom Grabstein des Abtes Simon Farcher im Kloster Seeon
	        
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