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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

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den unbestrittenen Vorrang vor allen 
andern Gesteinsarten einräumte und 
zu regem Export verlockte. Aus diesen 
Vorzügen des roten Ammonitenkalkes 
erwuchs aber ein schwerwiegender 
Nachteil, die im Verhältnis zu andern 
Steinen erheblich schwierigere Ver- 
arbeitung infolge der Härte und Spröde 
seines meist feinkristallinischen Ge- 
füges. Die bildnerisch-künstlerische 
Verarbeitung setzte eine Vertrautheit 
mit der Rohbehandlung des Materials 
voraus, wie sie in erster Linie und in 
bester Schule der Steinbruch bei der 
Herstellung der Werkstücke lehrte. So 
wird man gerade in der Frühzeit selb- 
ständiger tiguraler Marmorplastik, im 
XIV. und in der ersten Hälfte des 
XV. Jahrhunderts vor allem mit Salz- 
burg, Adnet und Hallein als Ent- 
stehungsorten zu rechnen haben und 
namentlich da, wo wie im Chiemgau 
durch die Diözesanzugehörigkeit be- 
sonders nahe Beziehungen gegeben waren. Der heutige Bestand Salzburgs 
an sepulkraler Plastik, zumal an ligürlicher, aus der ersten Hälfte des 
XV. Jahrhunderts bietet, wenn auch vielleicht an Zahl, so doch keineswegs 
an künstlerischen Werten ein soreiches Bild wie der Chiemgau. Was 
die Klosterbezirke von Nonnberg und St. Peter bergen, sind größtenteils 
Wappensteine von meist recht handwerklichem Gepräge, die zwar eine 
gewisse technische Routine und eine gewisse Eleganz in der Anordnung und 
in Zeichnung und Schnitt der I-Ielmdecken verraten, aber, wie ich schon 
andernorts darlegte, Gedanken an eine große künstlerische Vergangenheit 
Salzburgs im XV. Jahrhundert kaum wachzurufen vermögen." Dennoch 
müssen wir, selbst wenn wir von Salzburg als Sitz einer bedeutenden 
Malerschule ganz absehen, annehmen, daß damals in der Steinmetzenstadt 
neben dem Handwerk auch die Kunst der Marmorbildnerei blühte. Aber nur 
eine einzige wirklich bedeutende tigurale Marrnorplastik, die Grabplatte 
des heiligen Vitalis in St. Peter, scheint diese Vermutung zu bestätigen. 
Unzweifelhaft wird man aber auch damit zu rechnen haben, daß gar viel 
des Guten im Laufe der Jahrhunderte untergegangen ist oder, wie wir 
schon bei dem Chiemgau annahmen, von allem Anfang an als Export 
nach auswärts ging. Für das erstere scheint besonders der Umstand zu 
 
Abb. 18. Vom Grabstein der Adelhaid von Sulzbach 
im Kloster Baurnburg 
"i Philipp M. Halm, Hans Valkenauer und die Salzburger Mannorplastik in „Kunst und Kunsthandwerk", 
XIV (xgtx), S. x84.
	        
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